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Matthias unter Bauern

Marmelade HiPiMaMa

Vor ein paar Tagen war ich auf einer Veranstaltung mit Menschen, die auf El Hierro Feigen- oder Mandelbäume kultivieren. Feigen und Mandeln gehören zu den hier traditionell angebauten Kulturpflanzen. Und so sagte der Inselpräsident in seiner einleitenden Ansprache, dass seine Großmutter immer gesagt hätte, dass mit ein paar Feigen, einer Handvoll Mandeln und einer Handvoll Gofio ¹⁾  am Tag der Hunger gestillt werden könnte.

Was macht Matthias auf einer Versammlung von Bauern? Durch unseren Agraranbau auf der Finca bin ich offensichtlich in einem Verteiler für innovative landwirtschaftliche Projekte gelandet und wurde eingeladen. Immerhin gibt es hier auf unsrer Finca drei große und mehrere kleine Feigenbäume.

Das Thema „Anbau von Nahrung“ finde ich interessant. Und ich gehe davon aus, dass diese kleine Insel nur dann eine lebenswerte Zukunft hat, wenn sie sich auf ihre traditionellen Werte besinnt. Der in den vergangenen Jahrzehnten sich ausweitende Anbau von Monokulturen wie Ananas oder Bananen hinterlässt in den Anbaugebieten deutliche Spuren und Nebenwirkungen. Von daher – was hat die kanarische Regierung mit ihrem (selbstverständlich mit EU-Geldern geförderten) Agrarwald-Projekt im Sinn?

Nach den einleitenden Grußworten referierte der erste Redner detailliert zur Lage der Mandeln und Feigen auf der Insel. Ergebnis der Bestandsaufnahme: Aktuell werden etwa zwei Drittel der traditionellen Anbauflächen nicht genutzt. Liegt es an der Konkurrenz durch Import? Natürlich kann eine lokale Produktion nicht mit den im Supermarkt verkauften Preisen für Importprodukte mithalten. Allerdings fand man in einer Studie heraus, dass ein lokales Produkt bei doppeltem Preis und entsprechender Kennzeichnung mehr gekauft wurde als das danebenliegende Importprodukt. Dieser Teil der Veranstaltung war durchaus interessant.

Der zweite Redner widmete sich eine Stunde lang der Zukunft. Dafür wurden per Powerpoint endlose Grafiken mit Berechnungen präsentiert, in erster Linie Prognosen für das Klima in den kommenden 30 bis 50 Jahren.

Ich habe eine viel zu lange Stunde lang auf meinem Stuhl gesessen und mich gefragt: Was soll das Ganze?

Da werden Berechnungen für 50 Jahre und mehr gemacht, während die meteorologischen Vorhersagen hier auf den Inseln selten auch nur für den kommenden Tag zutreffen. Aber das Leben soll auch hier berechnet und auf diese Weise kalkulierbar werden. Kontrolle auf allen Ebenen, bei der das Leben von Zahlenvampiren ausgesaugt wird, bis kein Leben mehr da ist.

Insbesondere diese Klima-Zahlenarie geht mir auf den Senkel. Sie wird initiiert von Menschen, die überhaupt kein Interesse daran haben, an den durch den Menschen verursachten Verbrechen gegen die Natur irgendetwas zu ändern. Der Gipfel sind diese CO₂-Zertifikate. Sie zu verkaufen ist meines Erachtens ein religiöser Akt: Ich kaufe mich frei von meinen Sünden, sündige wie bisher weiter und kaufe mich dann wieder frei. Ablasshandel eben …

Zahlen sind etwas Schönes. Die ganze Musik basiert au Zahlen. Aber wie alles lassen sich auch Zahlen missbrauchen, wie in den vergangenen Jahrzehnten exzessiv zu beobachten ist.

Die Idee einer Wiederbelebung der Feigen- und Mandelproduktion ist eine gute Idee. Leider liegen mir keine Zahlen darüber vor, wie viel Geld die EU in die Förderung der Monokulturen im Vergleich zur Förderung der traditionellen Landwirtschaft steckt. Aber immerhin wird durch das aktuelle Projekt ein Fokus auf Dinge gesetzt, die mehr im Einklang mit der Insel stehen.

Vor der abschließenden Aussprache nach einem kleinen Snack habe ich mich allerdings auf die Finca zurückgezogen. Der Zahlenterror hatte mich demotiviert und meine Kapazitäten für einen Aufenthalt in einer öffentlichen Veranstaltung waren dann auch erschöpft.

Und zum Foto: Das ist ein Blick in den Kochtopf beim Zubereiten einer meiner Marmeladen. Diese hat den Namen HiPiMaMa. Es handelt sich um eine Mischung aus Higo (Feige), Piña (Ananas) und Mango. Und aus all dem wurde eine sehr leckere Marmelade.

¹⁾  Gofio ist eine gemahlene Getreidemischung, die in einem bestimmten Röstverfahren zubereitet wird. Es gehört zu den traditionellen Nahrungsmitteln auf den Kanaren. In unserer Nachbarschaft befindet sich auch eine Gofiomühle ….

 

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Der Wurm

Wurm

Auf dem Foto siehst Du einen Wurm. Er ist etwa 8 mm lang und lebt seit einer Woche an der Wand neben meinem Klo. Wenn ich also auf der Toilette sitze, nehme ich immer wieder Zeit, mir über das Leben dieses kleinen Lebewesens Gedanken zu machen. Erst einmal frage ich mich – wieso hat der Wurm sich ausgerechnet die Wand in meinem Badezimmer ausgesucht? Das ist doch für so einen Wurm ein Leben mitten in der Einöde! Weit und breit nur weiße Wand, nichts zu futtern, nichts zu trinken. Befindet sich der Wurm etwa auf einem Reinigungsprozess und hat sich dafür in die Wüste zurückgezogen?

Und - wo kommt dieser kleine Wurm eigentlich her? Wieso wechselt er seine Position nur minimal? Er bewegt sich allerdings nie, wenn ich in der Nähe bin. Zeitweise haftet er gestreckt an seiner vertikalen Basis, die letzten Tage hat er sich meist gekringelt wie auf dem Foto.

Vorgestern kam überraschend ein zweiter Wurm zu Besuch. Was die beiden den ganzen Tag gemacht haben, entzieht sich meiner Beobachtung. Ich sitze ja nicht den ganzen Tag in meditativer Versenkung auf meinem Klo. In jedem Fall war Wurm Nr. 2 nach einem Tag wieder weg und nirgends mehr auf den weißen Wänden meines Badezimmers zu entdecken.

Ich finde den Kontakt zu Kleinstlebewesen sehr spannend. So lebt z.B. seit etwa 10 Tagen auch eine Fliege in meinem Badezimmer. Ich unterscheide bei Fliegen sehr genau. Es gibt die, die einem vollkommen unsensibel mit ihrem Gesumme und Gekrabbel auf die Nerven gehen und dabei auch noch permanent versuchen, sich einem auf die Nase zu setzen. Von dieser Art ist die Mehrzahl. Und dann gibt es die anderen, die offensichtlich auf einer anderen Entwicklungsstufe angelangt sind. Sie suchen einen achtsamen Kontakt. So wartet die Fliege in meinem Badezimmer jeweils auf mein Erscheinen und ist dann immer in der Nähe. Beim Kämmen setzt sie sich auf den Spiegel, beim Zähneputzen auf eine Ablage. Ich brauche nur ins Bad zu kommen und mich zu fragen, wo denn die Fliege wäre – schon sehe ich sie in respektvoller Entfernung sitzen und mich beobachten.

Wer jetzt meint, das wäre hier irgend so ein Spinnkram, dem setze ich gerne noch einen drauf:  Ich hatte mal in Hamburg eine „Hausfliege“, die wochenlang in der Wohnung war, obwohl die Fenster offen standen. Wenn ich nach Hause kam und meine Schuhe auszog, setzte sie sich auf mein Knie. Wenn ich am Arbeiten war, saß sie auf meiner Schulter. Ich fühlte mich über Wochen nicht allein in der Wohnung, denn die Fliege war immer da, ohne auch nur ein einziges Mal zu nerven. Wenn ich anderen davon erzählte, hat das nebenbei gesagt niemand geglaubt. Ich musste dann für ein paar Wochen verreisen und habe mir ernsthaft Gedanken darüber gemacht, was aus der Fliege werden sollte, zumal ich wusste, dass ich die Fliege nie wiedersehen würde, denn so ein Fliegenleben ist mit 3 – 5 Wochen nicht allzu lang. So bat ich meine Tochter in meiner Abwesenheit ab und zu in die Wohnung zu schauen und wenn dort eine Fliege wäre, dieser nichts zu tun. Sie erzählte mir, dass sie in den ersten Tagen immer von der Fliege begrüßt worden wäre. Beim Arbeiten setzte sich die Fliege auf den Rand ihres Bildschirms. Nach etwa 10 Tagen wurde die Fliege allerdings nicht mehr gesehen.

Ich finde seit vielen Jahren den Kontakt mit Kleinstlebewesen äußerst spannend und könnte hier noch viel über Spinnen, Schnecken, Käfer, Ameisen, Wespen und andere erzählen. Es ist problemlos möglich, mit diesen Lebewesen zu kommunizieren. Der einfachste Weg ist es, mit ihnen zu reden. Im Gegensatz zu vielen Menschen, die auf Worte hören, achten Tiere auf das, was energetisch beim Reden übermittelt wird. Sie hören eben nicht, was sie hören wollen, sondern was in den Lauten schwingt. Deshalb spielt es auch keine Rolle, in welcher Sprache ich mit einem Tier rede – Tiere verstehen jede Sprache. (Was nicht heißt, dass Tiere nicht in der Lage sind, bestimmte Worte wie den eigenen Namen oder bestimmte Ansagen im Sinne der Worte zu verstehen.) Aber davon erzähle ich vielleicht ein anderes Mal mehr. Jetzt muss ich erst einmal dringend auf Klo und werde bei der Gelegenheit natürlich auch nach dem kleinen Wurm sehen …

 

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Feedback 1

Hallo Matthias,
Na ja, mit Würmern hab ich 's eigentlich nicht so....,da sind mir Fliegen und Vögel lieber....ich hab mal eine interessante Studie über die Intelligenz von Fliegen gelesen, und es war ein spiritueller Meister zu Besuch.Ich fragte ihn ,ob er vielleicht darüber hören möge, da ich gerade so fasziniert von dem Artikel war. Er wurde etwas verlegen und meinte so, "och, Dankeschön , aber ich interessiere mich eigentlich mehr für Menschen..." Da muss ich heute noch herzlich drüber lachen ...😂
Bei mir verirren sich ab und zu Bienen, Hummeln und Hornissen. Ich bleibe ruhig und rede mit ihnen und zeige ihnen den Weg raus(aus dem Fenster). Sie sind so dankbar und innerhalb kürzester Zeit wieder draußen und ich freue mich. Die verstehen ganz gut!!

 

Feedback 2

Ich rede auch mit sämtlichen Tierchen, die meisten Fliegen sind regelrecht dankbar dafür, wenn ich sie sozusagen mit höflichen Worten nach draußen bitte.

 

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Was macht Sinn?

Katzen Katerchen

Auf der Finca sprießt es aus allen Ecken und Enden. Vor ein paar Tagen fragte jemand aus der Küstenregion der Insel, ob wir von hier oben vor lauter Grün überhaupt noch das Meer sehen könnten. Ja, wir können, auch wenn es Pflanzen gibt, die innerhalb weniger Wochen meine Wuchshöhe übertroffen haben.

Es gibt pflanzliche Lebewesen, die wir gerne hier haben. Andere sind eher ungebetene Gäste. Das hat in erster Linie damit zu tun, dass sie in überbordender Fruchtbarkeit alles andere plattmachen und dabei auch noch kratzen und pieksen ¹⁾.

Gestern habe ich im Hang mitten im buntesten Durcheinander etwa einen Quadratmeter Wildwuchs gesäubert. Mir kam dabei die Frage, was der Sinn dieser Aktion sei. Niemand würde es bemerken. In kürzester Zeit wird - Regen vorausgesetzt - alles wieder zugewachsen sein. Sisyphos lässt grüßen.

Obwohl mir bewusst ist, dass die Frage nach dem Sinn meines Tuns sinnlos ist, taucht sie doch immer mal wieder auf. Ich weiß nicht, was aus dem wird, was ich hier auf der Finca schaffe. Ein Vulkanausbruch und alles ist weg. Es gibt nicht wenige Menschen hier auf der Insel, die genau diese Erfahrung vor wenigen Jahren auf La Palma gemacht haben. Oder nehmen wir den Gaza-Streifen. Da wurde mit Panzern und Bulldozern in die jahrhundertealten Plantagen gefahren. In wenigen Stunden wurden die in vielen Jahren von Menschen angelegten wunderschönen Terrassen und Anlagen, die Pflanzen und jahrhundertealten Bäume plattgemacht. In den Bulldozern und Panzern saßen Menschen, die natürlich mal wieder nur getan haben, was „man“ ihnen aufgetragen hat.

Monatelang habe ich nichts in meinem Blog geschrieben. Nun, das hat zum einen etwas mit meinen Zweifeln am Sinn des Schreibens zu tun, dem ich vor einem Jahr einen kompletten Beitrag gewidmet habe.

Und es ist weiterhin nicht so, dass ich nichts zu sagen hätte. Da ich von Zeit zu Zeit einen Blick auf die Palette der deutschen Medien werfe, kommen mir viele Gedanken, die ich teilen könnte, wobei es mir aber oftmals auch nur noch die Sprache verschlägt. Ob Corona, Ukraine, Russland, Klimapanik oder was auch immer für ein Thema – selber denken (falls es so etwas schon mal gegeben haben sollte) war einmal. Und wer den vorgekauten Müll nicht freiwillig konsumiert, dem wird er auf allen Kanälen des Alltags und im öffentlichen Raum ins Hirn gestopft - auf dass sich niemand der Indoktrination entzieht!

Ich halte mich bezüglich der gesellschaftspolitischen Themen schreibend zurück, auch wenn sie mich beschäftigen. Und die Redaktionen von Multipolar, den Nachdenkseiten oder Norbert Häring leisten im Rahmen ihrer bescheidenen wirtschaftlichen und personellen Mittel eine hervorragende investigative Arbeit. David lässt grüßen, während Goliath weiter wütet.

Ich schaue auch gerne in meine eigenen Blogbeiträge aus der Vergangenheit. Das ist so wie im Tagebuch zu lesen. Außerdem wiederhole ich mich ungern bei dem, was ich schreibe. Es reicht ja schon, dass meine Gedanken zu manchen Themen sich beim Kreisen in meinem Kopf wiederholen. Aber schreiben muss nicht sein. Habe ich doch alles schon gesagt … Mir ist gleichzeitig klar, dass heute nur noch Parolen ankommen, die durch ständige Wiederholung zur einzementierten Wahrheit der gesellschaftlich anerkannten Realität werden sollen. Aber das ist nicht meine Realität.

Aus meinem Alltag erzähle ich immer mal wieder in unserer dieses Jahr begonnenen Videoserie über das Leben hier auf der Finca. Die findet sich auf YouTube. Da kann einem zwar von heute auf morgen ohne Begründung der Kanal gelöscht werden, aber noch sind wir nicht so bekannt, dass uns das passieren könnte. Und unsere netten Fincageschichten sind ja eher subversiv. Da kriegt nicht einmal die KI mit, dass wir mit unserem Appell, sich wieder mit der Natur zu verbünden, im kompletten Widerspruch in der Europäischen Union praktizierten und zur Teilnahme am gesellschaftlichen Leben eingeforderten politischen Korrektheit stehen.

Zum Foto und damit nicht alle fragen müssen: Das ist Katerchen ...

 

¹⁾ Siehe dazu auch meinen Beitrag "Der Scholz ist ein Schulz" von Anfang 2022. Wir bezeichnen den Stechampfer seitdem bei uns nur noch als „Scholz“  

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Klimawandel?

Nisdafe seco

Um es gleich vorweg zu nehmen – natürlich gibt es einen Klimawandel. Das Klima wandelt sich, seitdem diese Erde entstanden ist. Klima ist Teil der Natur. Und die Natur ist kein statischer Faktor, sondern befindet sich in einem ständigem Wandel.

Wenn aktuell von dem Klimawandel die Rede ist, soll dieser Begriff als Synonym für eine durch den Menschen beeinflusste Veränderung des Klimas stehen. Doch seitdem es Menschen gibt, beeinflußen diese das Klima. Denn Menschen sind wie das Klima Teil der Natur. Die Frage ist nur, wie ihr Verhältnis zur Natur aussieht und wie ihre Aktivität das Klima beeinflusst.

Der Natur geht es schlecht. Ihre Ressourcen werden seit vielen Jahren in exponentiell wachsender Geschwindigkeit geplündert. Das zeigt Wirkung in aktuellen Klimaveränderungen. In vereintem Chor schlagen Wirtschaft und Regierungen Maßnahmen vor. Wer diese Maßnahmen kritisiert, landet als „Klimaleugner“ in einer Schublade. Es gibt Menschen, die den aktuellen Klimawandel nicht auf den Menschen zurückführen. Ich gehöre nicht zu diesen Menschen. Doch unsere „Retter“ tun alles dafür, die Kluft zwischen Mensch und Natur noch größer werden zu lassen. Ich meine, daß ihre Maßnahmen und „Lösungen“ nichts anderes als eine weitere Verschärfung der Klimakrise bewirken werden.

Auch 2023 sind die Medien im Sommer voll von Hitzewellen, brennenden Wäldern und jeder Menge weiterer mit dem Wetter in Verbindung stehender Katastrophen. Täglich überschlagen sich die Meldungen, an welchem Ort es gerade die höchsten Temperaturen gibt. Meterologen profilieren sich als Entertainer auf allen Kanälen. Und jede Hitzewelle, jede Flutkatastophe, jeder Sturm hat heutzutage für manche nur noch eine einzige Ursache: Der Klimawandel! Eine genauere Analyse der Faktoren, die zu einer Katastrophe geführt haben, interessiert meist kaum jemanden.

Wie gesagt ist Klimawandel ein natürlicher Prozess. Und so wie das Klima Teil der Natur ist, sind Menschen, Tiere, Pflanzen und ihre Ökosysteme Teil der Natur. Und hier ist der Haken an der ganzen Diskussion: Seit einigen 1000 Jahren sieht sich ein Großteil der Menschheit nicht mehr als Teil der Natur, sondern ist eifrig bemüht, diese unter Kontrolle zu bringen. In den letzten Jahrhunderten hat diese Regulierungskampagne unterstützt von Wissenschaftlern im Dienste der Mächtigen an Fahrt aufgenommen. Dass die Natur auf diese Form von menschlicher Intervention reagiert, ist selbstverständlich. Denn hier behauptet ein Teil der Natur (Mensch), er wäre etwas Besonderes.

Um die Kommunikation zwischen Mensch und Natur steht es schlecht.

Wer Flüße begradigt oder staut, programmiert die nächste Überschwemmung. Wer hohe Deiche baut zwingt das Wasser, dem Druck des Windes an andere Stelle zu weichen. Wer Wäldern aus wirtschaftlichen Gesichtspunkten die Möglichkeit zur Selbstregulierung nimmt, programmiert Brände. Jetzt mal ganz abgesehen von der Ausbeutung der Ressourcen im Interesse von einigen wenigen und einer programmierten Zerstörung der Natur zur Erhaltung einer Lebensweise, die auf Kosten aller Lebewesen geht, die nicht unter die Gattung homo (Mensch) fallen. Das sapiens (vernünftig, weise) stelle ich mal in Frage. Und natürlich geht es auf Kosten derjenigen Menschen, die nicht am Hofe der Macht leben.

Wenn ich mir in Deutschland die Diskussion zum Thema „Klimawandel“ (oder moderner ausgedrückt „Klimakrise“) anschaue, dann geht es seit Jahren darum, die Interessen einer kleinen Bevölkerungsschicht zu wahren und ein Image umweltfreundlicher Politik aufzubauen. Da wird die Förderung von Kohle vor Ort eingestellt und aktuell Kohle aus Kolumbien importiert. Für die deutsche Umweltbilanz werden in anderen Ländern ganze Landstriche verwüstet und vergiftet. Das wird „umweltfreundliche“ oder „grüne“ Politik genannt und lässt sich, seitdem man nicht mehr in Russland kauft, weil die Russen ja böse sind, durch eine steil ansteigende Zahl von Beispielen belegen.

Der Versuch, die Natur unter Kontrolle zu bekommen, wird seit Jahrzehnten oder besser noch seit weit mehr als 100 Jahren als ein Irrweg kritisiert, inbesondere von Menschen, die nicht auf der Seite der Macht stehen. Aber Kritik am Kurs einer degenerierten Menschheit ist nicht im Interesse derer, die in der Klimakrise die Fäden in den Händen halten.

1% der Menschheit verbraucht in etwa die gleiche Menge CO2, wie die ärmere Hälfte aller auf diesem Planeten lebenden menschlichen Wesen. Die 1% terrorisieren mit ihren Schlußfolgerungen aus den Veränderungen des Klimas die restlichen 99%. Und die Mehrzahl der 99% spielen verängstigt mit. Von den 1% wissen wir wenig. Sie leben in einer Schattenwelt, in der es keinen Kontakt zu den 99% gibt.

Exkurs: Am Flughafen Hamburg starten und landen jeden Monat etwa 1000 Privatjets. (Ich rede hier von Jets, nicht von den kleinen „Sport“flugzeugen oder den Hubschraubern, mit denen man in diesen Kreisen bei Gleichgesinnten zum sonntäglichen Brunch vorbeischaut und auf dem Weg aktive Lärmverschmutzung über Naherholungsgebieten oder Städten betreibt.) Aber auch die etwa 30 Privatjets fliegen nicht unbedingt in die Metropolen der Wirtschaft. Auf Platz 1 und 2 des Hamburger Rankings stehen 2022 Sylt und Mallorca. Die Insassen dieser Flieger trifft man natürlich nicht in den langen Schlangen des Sicherheitsbereichs. Von einer CO2-Abgabe sind sie befreit. Man verbraucht ja auch pro Passagier nur das achtzigfache an CO2, als wenn man in einem Linienflugzeug sitzen würde.

Hinter diesem System steht eine kleine Gruppe von Menschen, die Mensch und Natur als eine Maschine sehen, wo man nur die richtigen Knöpfe drücken muss. (Damit meine ich nicht die Steigbügelhalter der Macht in Regierungen oder Parlamenten, die selbst wenn sie wollten aus ihren Positionen heraus nichts ändern könnten. Es geht eher um Menschen aus der Fraktion Gate und Bezos, die aus ihren Erfolgen in technologischen Konzernen die Schlußfolgerung ziehen, sie sollten sich jetzt darum kümmern, wie viel Sonnenlicht noch auf dem Planeten Erde ankommen darf. Natürlich alles vollkommen selbstlos wegen dem „Klimawandel“ und zur „Rettung der Menschheit“ …)

Um ihren Zielen besser nachgehen zu können erzählen die 1% seit Jahren, dass es den 99% besser gehen würde, wenn sie sich ihrer totalen Kontrolle unterwerfen würden. Da kommen ihnen Geschichten wie Corona oder eine Erwärmung der Erde gerade recht. Die Paralellen zwischen den Bedrohungsszenarien sind interessant – wie schon bei Corona verschwinden beim "Klimawandel" Wissenschaftler und Forschungsergebnisse, die nicht mit dem Narrativ der Mächtigen übereinstimmen, von der Bildfläche. Und sobald die Ziele des Zahlenbombardements zu Rekordtemperaturen erreicht sein werden, werden auch diese Zahlen wieder aus den Medien verschwinden. Siehe Corona: In meinem Umfeld gibt es viele Menschen mit Symptomen und positivem Test. Allerdings wird nicht mehr gezählt, da zum aktuellen Zeitpunkt eine Fortsetzung der inszenierten Krise den Interessen der Macht widersprechen würde.

Zurück zum Klima - eine Klimakrise verursacht durch Arroganz und unbewusstes Handeln des Menschen gibt es schon lange. Aber die aktuelle mediale Verarbeitung dieses Themas ist nur ein weiteres Ablenkungsmanöver im Sinne derer, die die Medien kontrollieren. Mehr nicht …

Aushang am Bioladen auf El Hierro: „Wir bitten darum, dass Thema ‚Hitze‘ in unseren Räumen nicht zu erwähnen. Es ist Sommer!“

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Meine Lehrerin, die Yucca-Palme

Yucca

Sie begleitet mich nun schon seit 30 Jahren. Oder sind es 40? Ich weiss nicht mehr so genau, wann wir uns getroffen haben. Viele Jahre war sie klein und handlich. Seitdem sie in meiner aktuellen Hamburger Dachwohnung lebt, wird sie sich offensichtlich ihres Potentials bewusst. Sie unternimmt die unterschiedlichsten Versuche durch die Decke zu stoßen, was zu bizarren Wuchsformen führt. Immerhin kann so eine Palme durchaus 15m hoch werden.

In nächster Nähe zu meinem Meditationsplatz frage ich mich in den vergangenen Wochen in Hamburg immer wieder, was die Palme mir aktuell sagen möchte. Ich fühle mich solidarisch. Denn auch mir ist der Raum zu eng, mich in diesem Leben auszudehnen.

Es tut mir gut, in Hamburg zu sein, mich komplett mit dem Projekt auf der Insel verbunden zu fühlen, aber für eine Zeit nicht mittendrin zu stecken. Auf diese Weise wird manches klarer.

Es ist warm. Das entspannt die Menschen ein wenig. Es ist Ferienzeit, das macht die Atmosphäre der Stadt lockerer – weniger Menschen, weniger Autos, weniger Stress. Und natürlich spielt eine Rolle, dass das Regime die Ketten ein wenig gelockert hat und seinen Untertanen ein paar Wochen Ferien von den Gehorsamkeitsübungen gewährt. Ich geniesse es nach zwei Jahren mal wieder einkaufen zu gehen. Es ist heiss, es sind Ferien, die Verkäufer*innen haben Zeit, sind entspannt und es ist erlaubt, ihnen mal wieder für eine begrenzte Zeit ins Gesicht zu sehen.

Gleichzeitig fällt es mir schwer zu akzeptieren, dass ich mich in einer Gesellschaft befinde, in der die Menschen sich danach sehnen, dass ihnen Geschichten erzählt werden, die sie glauben, weil sie Angst vor der Wahrheit und vor dem Leben selber haben.

Insbesondere in der Öko-Szene scheint die Corona-Religion viele Anhänger*innen zu haben. Ich habe nirgends so viele Gläubige getroffen wie im Bioladen. In einer Zeit, in der es möglich ist, in weiten Bereichen des öffentlichen Lebens sein Gesicht zu zeigen, ohne ein Zwangsgeld zu riskieren, sind offensiv ihren Glauben in Form einer Gesichtsverdeckung zur Schau tragende Menschen leicht zu erkennen. Da diese Menschen letztendlich nur ihre Angst vor dem Leben zur Schau tragen, habe ich keinen Groll. (Kein Verständnis habe dafür, wenn diese Menschen meinen, dass nur ihr Glaube der einzig wahre sei und sich dementsprechend alle ihrem Glauben unterwerfen sollten …)

Bei zwei von mir durchgeführten Gruppenveranstaltungen in der vergangenen Woche hat es mich berührt, von den Teilnehmenden die Konsequenzen der lebensfeindlichen Politik der vergangenen zwei Jahre vor Augen geführt zu bekommen. Menschen zu isolieren, um sie gefügig und kontrollierbar zu machen, ist nichts Neues. Aber die Beschleunigung dieses Wandlungsprozesses ist enorm.

500 Jahre Wissenschaft waren der direkte Weg in die Käfighaltung der Spezie Mensch.

Und ich beginne mich von meiner Haltung zu lösen, hier in dem gesellschaftlichen Prozess irgendetwas aufhalten zu wollen. Offensichtlich wollen die meisten Menschen die Geschichten glauben, die ihnen erzählt werden. Das ist schon immer und in allen großen Religionen so gewesen. Wenn sie dabei an diesem Punkt der Menschheitsgeschichte das essentielle Potential des Mensch-Seins über Bord werfen, werde ich dies nicht verhindern. Wer wissen möchte, wo es hingeht, sollte sich im Bereich der Nutztierhaltung umschauen. Ich verschwende vermutlich mit meinem Wunsch, auf diesem Weg in die Zukunft etwas aufzuhalten, nur Energie.

Ähnlich wie die Yucca-Palme in meiner Dachwohnung ihre Energie in dem Versuch verschwendet, die Decke zu durchstossen.

Allerdings ist meine Meditation mit meiner Yucca-Lehrerin an dieser Stelle noch lange nicht zu Ende. Vor einigen Jahren hatte ich ihren Wuchs ein wenig geklärt. Dafür hatte ich Teile ihres verzweigten Stammes abgeschnitten und in eine Zimmerecke gestellt. Dort standen diese Stöcker jahrelang ohne Beachtung zu finden. Im vergangenen Jahr passte einer dieser Stämme wunderbar, um ihn in den Topf einer anderen Pflanze zu stecken, damit diese daran Halt finde. Und siehe da – innerhalb weniger Monate wuchsen zwei Pflanzen im Topf, eine davon eine Yucca-Palme.

Was hier passiert animiert mich zu einem weiteren Gedankenkomplex. Meine Yuccapalme ist mit den Jahrzehnten zu einer Persönlichkeit geworden. Geben wir ihr einen Namen und nennen sie Oscar. Wer ist jetzt eigentlich Oscar? Die Palme, die durch die Decke möchte? Oder die Palme, die aus dem geschnittenen Stamm gewachsen ist? Dazu vielleicht bei Gelegenheit mehr in einem anderen Beitrag …

 

Mit meinem Blog verzichte ich auf Präsenz im sogenannten „Social Media“. Wenn Dir meine Gedanken wert sind, sie mit anderen zu teilen, darfst Du gerne auf diesen Blog oder einzelne Artikel in der von dir favorisierten Form von Netzwerkarbeit verlinken. Ich selber setze auf unkontrollierte Netzwerke …

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Bei "Warnstufe rot" sehe ich langsam rot

Katzen Kuscheln

... oder ich mache es wie unsere Katzen.

Wenn ich mich im Laufe des Vormittags vor den Laptop setze und in die digitale Welt starte, rufe ich als erstes die digitale Post ab. Darunter ist täglich eine Mail, die mich darüber informiert, was auf El Hierro in der digitalen Presse zu lesen ist. Diese Presseschau gehört zu den ganz wenigen Services, die ich über Google eingerichtet habe. (Ansonsten versuche ich Google wo immer es geht zu meiden.)

Die Internetpresse gibt manchmal Hinweise auf Dinge, die mich auf dieser Insel interessieren. Der Hauptteil der Meldungen besteht jedoch aus Beiträgen über Wetterphänome und damit verbundene Warnungen. Auf Platz 2 kommen Machtkämpfe innerhalb und zwischen politischen Parteien. Auf Platz 3 Meldungen aus dem Bereich Tourismus, deren Quellen fast ausnahmslos Promotionwebseiten sind. So lese ich dort z.B. immer wieder die Aussage, El Hierro würde energieautark sein. Wer auf der Südseite der Insel lebt kann (wenn er oder sie will) mehrfach die Woche bei der Entladung eines Tankschiffes gefüllt mit fossilen Brennstoffen zusehen. Wer im Internet schaut kann sich informieren, daß an Tagen maximaler Auslastung des (zu) kleinen Windparks bis zu 60% des Energiebedarf durch Windkraft gedeckt werden können. An den meisten Tagen werden jedoch etwa 60% der Energie der Insel durch fossile Brennstoffe gedeckt.

Abgesehen davon, dass digitale „Redakteure“ (auch deutscher Portale wie z.B. T-Online) keine weiteren Fähigkeiten besitzen, als auf anderen Internetseiten abzuschreiben - im Internet selber zu recherchieren übersteigt bei einem Internetredakteur in den meisten Fällen die „journalistischen“ Fähigkeiten. 

Zurück zu Platz 1 der Presseschau und den Wetterprognosen.

Heute morgen war in allen digitalen Medien meines Hierro-Alerts zu lesen, welche Warn- oder Alarmstufe auf welcher der kanarischen Inseln gerade aktiviert ist.

„Gran Canaria ruft wegen 'Mega-Hitze‘ Alarmstufe Rot aus“ titelt der Kanarenmarkt, ein sich selber als „das Online-Magazin der Kanaren“ bezeichendes Webmagazin, das ansonsten zu jedem Boot, das mit afrikanischen Flüchtlingen auf den Kanaren landet, Stimmung macht.

Ja, überall lauern Gefahren, muss alarmiert, gewarnt, reglementiert und natürlich die Menschen geschützt werden. Hier auf den Kanaren sind es dieser Tage hohe Temperaturen, Sandstürme, hohe Wellen, Trockenheit. Und wenn es mal nicht trocken ist muss vor Regen gewarnt werden. Während der Coronainszenierung sorgten tägliche Zahlenkolonnen pro Insel dafür, daß niemand vergaß, Angst zu haben. Denn nur ängstliche Menschen lassen sich dahin lenken, wohin sie gelenkt werden sollen.

In Deutschland gibt das RKI in diesem Sommer ein Monitoring zum Thema „Übersterblichkeit“ heraus, welches wöchentlich aktualisiert wird. Nein, nicht wie man denken könnte, dass es hier um Übersterblichkeit auf Grund von Wirkungen von den Menschen injizierten und als "Impfung" verkauften Substanzen gehen würde.

Es ist kaum zu glauben und das ist kein Scherz - es geht um die Übersterblichkeit in Deutschland bei Temperaturen über 20 Grad. Bei dieser Temperatur wird das Leben offensichtlich gefährlich. Und wer weiß, vielleicht verbietet man mir in wenigen Jahren als Ü60 bei 22 Grad auf die Straße zu gehen, da ich statistisch gesehen bei diesen Temperaturen eher tot umfallen könnte als ein 40jähriger.

Warnungen setzen voraus, dass es Gefahren gibt. Also müssen wir mit Vorschriften überschüttet werden, denn wir könnten sterben. Aber wo ist das Problem? Wir werden doch eh sterben. Beginnen wir doch erst einmal zu leben! Leben in der behüteten Legebatterie ist kein Leben, sondern eine vorweggenommene Erstarrung. Im Tod erstarren wir.

Das Motto der heutigen Zeit: Wenn wir den Tod schon nicht abschaffen können, erstarren wir am besten sofort und bezeichnen diesen Zustand von jetzt an als Leben.

Und in diesem Sinne scheint ein Großteil einer sich permanenter Medienmanipulation (Angstmache) ausgesetzten und sich aussetzenden Menschen heute „Leben“ zu interpretieren.

Es ist wirklich heiß heute. Es gibt einen Sandsturm. Ein Klima wie in der Wüste. Hatte das Fenster in meinem Büröchen über Nacht auf Kipp gelassen und eine dicke Staubschicht auf allen Flächen vorgefunden. 

So ein Wetter wie heute ist eine gute Gelegenheit, es wie Paulina und Whitenose zu machen …

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Urlaub!?

Teide

Diese Insel ist voll von Magie. Das durfte ich in den vergangenen Tagen gleich zweimal erleben.

In den vergangenen Wochen, in denen ich in Hamburg meinen Urlaub verbrachte, tauchte bei mir wiederholt die Frage auf, wo ich denn eigentlich hingehöre. Zwischen dem Leben in Hamburg und dem auf El Hierro liegen nicht nur 3000 Klilometer, sondern gefühlte Welten.

In Hamburg ist alles wohlgeordnet und ich muss mich um nicht viel mehr kümmern als einzukaufen, was ich zum Essen und Leben so brauche. Ich genieße das Leben in meiner kleinen angenehmen Schachtel über den Dächern von Ottensen.

Hier auf der Insel habe ich den Eindruck, mich in der Weite des Kosmos zu befinden. Gleichzeitig muß ich mich aber um alles Mögliche kümmern: Ständig möchte etwas repariert werden. Das Auto ist mal wieder in der Werkstatt. Ein Schlauch der Bewässerungsanlage platzt. An allen Ecken und Enden müssen Teile ausgebessert oder gewechselt werden. Eine lange Liste von Namen liegt auf meinem Tisch – Handwerker, ein Architekt, ein Verkäufer für Landmaschinen und Sandra, die immer für uns das Brot backt und die sich jetzt schon seit ein paar Wochen nicht mehr gemeldet hat. Hier bin ich derjenige der plant und organisiert. Die Zeit in Hamburg ist für mich Urlaub gewesen.

Zurück zu der Frage, die mich auch noch auf dem Flug von Hamburg auf die Kanaren beschäftigte – wo gehöre ich hin? In der kleinen Propellermaschine von Gran Canaria nach El Hierro sehe ich unter mir La Gomera auftauchen und in der Ferne über den Wolken den Teide auf Tenerifa. Langsam nähert sich der Flieger der südwestlichsten Insel des politischen Europas. Aber an Stelle zu landen beginnt er Kreise über dem Meer zu drehen. Der Flughafen ist wegen Rauchentwicklung gesperrt. Ein Nachbar verbrennt gerade seinen Abfall und der Rauch zieht fröhlich über die kleine Landebahn. Nach einigen weiteren Kreisen dreht der Wind, wir bekommen Landeerlaubnis und nähern uns der Piste. Auf der rechten Seite das Gefühl, gleich im Meer zu landen. Auf der linken Seite der Eindruck, wir befinden uns gleich an einem Berghang. Als wir uns so der Insel nähern, spüre ich plötzlich ein Schluchzen tief unten in meinem Bauch. Einige Tränen laufen über mein Gesicht. Die Insel hat geantwortet. Offensichtlich gehöre ich gerade an diesen Ort.

Es fühlt sich so anders an, den Boden der norddeutschen Tiefebene oder den der Insel unter den Füßen zu haben. Noch nie habe ich nach einem Aufenthalt in Hamburg den Unterschied körperlich so deutlich gespürt wie in diesen Tagen.

Heute morgen ein weiterer magischer Moment: Bei einem Blick aus dem Fenster zeigt sich eine unregelmässig modulierte Wolkendecke, durch die nur ganz in der Ferne die Morgensonne ihren Weg findet. In den vergangen Monaten habe ich mein Yoga ziemlich konsequent in dem Raum gemacht, in dem hier auf der Finca auch unsere Veranstaltungen stattfinden.

Heute wechsel ich mal auf die Yogaplattform. Die Luft fühlt sich bei 22 Grad sanft, mild und warm an. Kein Windhauch rührt sich. Die Insel strahlt eine selbst für diesen Ort nicht alltägliche Ruhe aus. In der Ferne trennt jemand mit einer Flex ein Metallrohr, welches scheppernd zu Boden fällt. Dann wieder diese ungewöhnliche Abwesenheit von Geräuschen. Es wird ganz leicht, mich da oben auf der Plattform in Verbindung zu allem wahrzunehmen. Für Momente ist jegliche Trennung komplett aufgehoben.

In der Ferne höre ich die Ankunft der Frühmaschine aus Tenerifa. Nach einer ganzen Weile gehen die Propeller wieder an und der Flieger startet zurück in Richtung Teide. Es ist also 08.55 Uhr. (Zur Info: Der Flughafen ist hinter ein paar Bergen etwa 9 km Luftlinie von der Finca entfernt …)

So, jetzt muss ich aber raus und die automatische Bewässerungsanlage wieder abschalten. Dabei werden mich zwei Katerchen begleiten, die kaum einen meiner Spaziergänge über das Gelände verpassen. Danach dann Handwerker und alle anderen anrufen.

Und ich freue mich auch wieder auf meinen nächsten Urlaub in Hamburg …

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Kann man auf El Hierro mit Karte zahlen?

Finca Skyline

Diese Frage stellte mir vor ein paar Tagen ein Gast, der sich gerade auf seine Reise auf diese abgelegene Insel vorbereitet. Die Frage hat mich als einem konsequenten Anhänger des Bargeldes eine Weile grübeln lassen. In Berlin habe ich letztes Jahr einmal zwei Strassenbahnen verpasst, weil absolut kein Automat aufzutreiben war, an dem ich mit Bargeld zahlen konnte. In einem Biosupermarkt in Hamburg beschwerte sich eine Kundin vor mir  lauthals, weil man dort Apple Pay nicht akzeptierte. Und hier auf El Hierro?

Auch hier bleibe ich konsequenter Barzahler.

Natürlich weiss ich, daß mit Karte das Bezahlen viel einfacher ist. Ich würde es auch gerne tun, tue es aber nicht. Dazu weiter unten … Bargeld rumzuschleppen ist mühsam, die Münzen wiegen schwer und man muss rechnen, ob das Wechselgeld stimmt. Außerdem dauert es bei den Barzahlern immer so lange an der Kasse, wenn manche ohne Karte dann anfangen zu suchen, ob sie nicht doch noch ein Zwei-Cent-Stück in den Tiefen ihres Portemonnaies finden können. Die Karte brauche ich nur hinzuhalten und weiter geht’s ohne große Rechnereien.

Wer die Karte nutzt kann Punkte sammeln und bekommt manches „Geschenk“. So fragte ein anderer Gast vor einigen Wochen, ob er seinen Aufenthalt bei uns nicht mit Karte zahlen könnte, da sein Kartenanbieter ihm dann die Reiserücktrittsversicherung "gratis" dazugeben würde.

Ich gehöre also trotz dieser vielen verlockenden Vorteile der Kartenzahlung weiterhin zu diesen rückständigen Barzahlern. Warum tue ich mir das an?

Auch wenn immer wieder das Gegenteil betont wird: Alle Bestrebungen gehen dahin, das Bargeld verschwinden zu lassen. Denn digitales Geld bedeutet digitale Kontrolle. Und digitale Kontrolle bedeutet die Möglichkeit von Manipulation über die von uns benutzten digitalen Kanäle.

Bargeldzahlung ist in unserer gesellschaftlichen Entwicklung die effektivste Form von Protest gegen die totale Kontrollübernahme von einigen wenigen Wirtschaftsunternehmen in Zusammenarbeit mit den politischen Machthabern.

Das ist jetzt eine sehr vereinfachende Formel. Wer mehr zu den Hintergründen erfahren möchten, kann dies z.B. in den sorgfältig recherchierten Büchern von Norbert Häring und auch anderen Autor*innen tun, die nicht von denen gesponsert werden, die an der manipulativen digitalen Entwicklung Interesse haben.

Bitte nicht falsch verstehen – ich habe überhaupt nichts gegen eine Vereinfachung des Alltags durch digitale Medien. Ich würde auch gerne mehr mit Karte zahlen. Solange allerdings die Fäden in den Händen einiger weniger Manipulatoren zusammenlaufen bin ich nicht mit dabei.

Natürlich wird kaum jemand von sich selber sagen, er oder sie ließe sich manipulieren. Ich erinnere mich an die Zeiten, als im Fernsehen begonnen wurde, Werbung immer mehr ins Programm einzumischen. Auch da liess sich nach eigenen Aussagen niemand manipulieren. Es hiess dann meist: „Wenn Werbung komme schalte ich den Ton aus“ oder „Ich gucke dann weg“ oder ganz einfach „Ich lasse mich durch Werbung niemals beeinflussen“. Manche Menschen glauben das immer noch. Andere glauben auch weiterhin an den Weihnachtsmann oder an Pharmakonzerne, die nichts anderes als unsere Gesundheit im Auge haben.

Zurück zu den Kreditkarten. Im vergangenen Jahr gab es einen Vorstoß der norwegischen Regierung, daß Supermärkte die kompletten Daten der Einkäufe ihrer Kunden an den Staat liefern sollten. Es geht hierbei um Daten wie Name, Datum, Adresse und Artikel des Einkaufs. Alles Daten, die bisher nur bei den Wirtschaftsunternehmen gespeichert werden. Jetzt zeigt also auch der Staat Interesse. Natürlich sind staatliche Maßnahmen nur zum Besten der Bevölkerung gedacht. Man müsse ja wissen, was die Leute kaufen, um Maßnahmen gegen eine ungesunde Lebensweise ergreifen zu können.

Bitte? Warum werden nicht einfach ungesunde Lebensmittel verboten und in den Regalen der Supermärkte mal staatlicherseits aufgeräumt? Wofür bitte wollen sie wirklich wissen, was wir kaufen? Um unsere Gesundheit zu schützen, brauchen sie unsere Daten nicht.

Wer glaubt, dass es bei dem Vorstoß der norwegischen Statistikbehörde um die Gesundheit der Bevölkerung gehen würde, glaubt noch immer einen naiven Glauben von einem Staat, der nur unser Bestes will. Das tun auch die treuen Verfechter*innen der als Impfung verkauften Genspritzen, die allein in Europa über eine Million Leben gerettet haben sollen. (Anmerkung: Die Zahl wurde vor etwa zwei Wochen von fast allen großen deutschen Medien ungeprüft veröffentlich. Keines dieser Medien fragte dabei, woher diese Jubelzahl überhaupt stammt. Das hätte man allerdings von Medien, die sich selber als „Qualitätsmedien“ bezeichnen, erwarten können. Die bekannten Medien sind weiterhin weit von dem entfernt, was ihre eigentliche Aufgabe sein sollte.) Ich gehe nebenbei davon aus, daß die Zahl der Impftoten, würde man sie mit den gleichen statistischen Methoden wie die der „Corona-Toten“ messen, diese vermutlich bei weitem schlagen würde.

So, sorry, jetzt bin ich ein wenig abgeschweift. Heute ist Feiertag. Ich genieße  die hochsommerlichen Temperaturen. Leider gibt es schon seit bald zwei Monaten keinen Regen. Auf dem Foto die Skyline unserer Finca gestern Abend ...

Um auf die Ausgangsfrage zurückzukommen: Auf El Hierro kannst du überall mit Karte zahlen. Es kann dir sogar auf dem Markt passieren, dass du aufgefordert wirst, mit Apple Pay zu zahlen. Das ist nämlich noch einfacher und dann liegen deine Daten gleich innerhalb eines geschlossenen Systems eines privaten wirtschaftlichen Konzerns. Leider zahlen sehr viele Menschen hier mit Karte. Wobei das Bargeld weiterhin hoch im Kurs steht, weil es auch viele gibt, die trotz der Möglichkeit zur Kartenzahlung die für Selbstbestimmung stehende Barzahlung wählen. Und im Bioladen auf derr Insel bekommen Barzahler*innen sogar einen kleinen Rabatt …

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Montag

Katzenbabies 6

Bin wach, ist aber noch dunkel. Wecker zeigt 7 Uhr. Na dann mal aufstehen. Duschen bei jeder Wetterlage draussen und mit dem Wasserschlauch. Sogar die Katzen schlafen noch. Nur Rednose nähert sich in seinem bedächtigen Schlendergang. Zum Füttern tauchen sie dann aber alle auf. Katerchens Pfote gefällt mir nicht. Januar bis März ist Prügelsaison bei den Katern. Tagelang war die Pfote doppelt so dick wie die andere. Auf hömeopatische Mittel spricht Katerchen gut an, aber die letzten Tage hatte er wohl noch mal ne Prügelei. Und jetzt läuft er schon wieder auf drei Pfoten. Versuche ein Foto für den Tierarzt zu machen, was bei dem Gewusel der Kleinen gar nicht so einfach ist.

Asanas und stilles Sitzen tun mir gut. Kein fester Termin heute morgen, also verabschiede ich mich für eine Weile aus der Zeit. Die holt mich dann ein, als ich noch dabei bin das Frühstück vorzubereiten und um 10 Uhr Andreas anruft. Wie’s denn heute mit unserem montäglichen Saunagang aussehen würde? Wir verabreden das Saunieren für diese Woche auf Mittwoch zu verschieben.

Kurz darauf klingelt es wieder. Es ist ein Techniker aus Tenerifa, der eigentlich morgen für eine Reparatur vorbeikommen sollte. Leider kann man das Gerät nicht auswechseln, denn es ist fest eingebaut. Wir sind auf einer Insel und hier kann das niemand reparieren. In so einem Fall muss während der Gewährleistungszeit ein Spezialist eine Tagesreise mit Flugzeug + Mietwagen unternehmen. Allerdings hat er jetzt wegen der Karwoche keinen Platz mehr im Flieger bekommen. Wir verschieben die Aktion auf Dienstag der kommenden Woche.

In Valverde parke ich bei der Garage. Aufmerksam höre ich einem Mann zu, der sich darüber beschwert, dass es für die Kanaren keine Sondererlaubnis zum Einsatz von in der EU verbotenen  Pestiziden gäbe. Hierro ist (mit den entsprechenden Subventionen der EU) der grösste Produzent von Ananas in Europa. Die wachsen hier alle im Golf, denn da ist es immer warm. Da es sich um Monokultur handelt, müssen Boden und Früchte entsprechend vergiftet werden. Und manche Menschen in der Nähe der Felder sind auch nicht gerade begeistert. Entgegen meiner Gewohnheit mische ich mich nicht bei dem Gespräch ein. Als der Mann weg ist unterhalte ich mich mit Juan, der jeden Montag in dieser Garage verkauft, was auf seiner Finca (ohne Pestizide) wächst. Juan ist schon alt. Er muss nichts mehr anbauen oder verkaufen. Aber es bringt ihm Spass. Und seine Garage ist ein Geheimtipp um montags qualitativ hochwertige saisonale Produkte zu bekommen. Ich kaufe ein paar Kilo Bananen ...

Zurück auf der Finca bereite ich das Essen vor. Die Weißköhler im Garten sind dieses Jahr eine wahre Pracht. Begleitet von Rednose pflücke ich von Strünken an denen die Köpfe schon geerntet wurden nachgewachsene Blätter für eine Kohlsuppe. Da Rednose unbedingt mit meinen Händen spielen möchte, pflücke ich mit links und werfe Rednose mit rechts im Sekundentakt durch die Gegend. Je höher und weiter um so schneller ist der Kater wieder da. Ich ändere die Taktik und drücke den strampelnden Kater mit links auf den Boden und pflücke mit rechts weiter. Schnell noch ein wenig Oregano, Thymian, Petersilie und Knoblauch und ab geht’s in die Küche. Schon wieder fast halb drei.

Mir fällt ein, dass Ralf um drei mit einem Sofa kommen wollte. Das passt jetzt gerade nicht. Wie gerufen ruft im gleichen Moment Ralf an und fragt, ob er auch um 18 Uhr kommen könnte. Das passt doch sehr gut!

Nach einer hervorragenden Mahlzeit gibt es eine kleine Siesta auf dem Sofa. Ich fahre im Traum im Auto hinter einem Motorrad her. Plötzlich wendet dieses. Weiter vorne sehe ich ein Hindernis und beschliesse aufzuwachen, da es auf dieser Strecke anscheinend nicht weiter geht.

Die Wäsche muss von der Leine genommen werden. Ja, gewaschen habe ich auch noch. Mir fällt gerade auf, dass ich nur einen Bruchteil von dem hier erfasse, was alles an diesem Tag geschehen ist. Es ist Zeit für einen kleinen Nachmittagsimbiss mit Guavenmarmelade auf leckerem Brot, das eine Spanierin auf der Südseite der Insel backt. Ab 17 Uhr ist bei mir seit ein paar Wochen ein Zeitintervall von 16 Stunden ohne Essen angesagt.

Auf zum Finca-Outdoorprogramm. Rednose wie immer dabei als aufmerksamer  Beobachter mit Logenplatz auf dem Dach, wie auf dem Foto zu sehen.

Irgendwann kommen die Katzen zum Abendessen. Katerchen hat sich schon wieder geprügelt und blutet aus offener Wunde.

Gegen 21 Uhr ist es dunkel. Noch ein wenig schreiben, dann die Küche aufräumen. Neben meinem Bett warten drei Bücher. Eines über Haustiere, in dem ich gestern das Kapitel über Schafe gelesen habe. Vorgestern war mir vor dem Einschlafen nach Gurdjieff und seinen Reden, die er vor ziemlich genau 100 Jahren in Paris und New York vor seinen Schülern gehalten hat.

Vielleicht greife ich heute mal wieder zu „El Hierro – Übergang ins andere Haus“. Dieses Buch hat Andreas geschrieben, der Sauna-Andreas von weiter oben. Vor zwei Wochen hat er das Buch mal ganz nebenbei erwähnt. Es ist in etwa das Beste, was ich bisher in Verbindung mit El Hierro gelesen habe, eine Art Tagebuch, ein wenig wie ich auch diesen Blog schreibe. Es geht um unsere Welt, was in ihr passiert und wie sich Andreas im Leben und Erleben hier auf der Insel gedanklich und praktisch anregen lässt. Wir werden sozusagen mitgenommen auf einen intensiven und unterhaltsamen philosophischen Gedankenspaziergang über die Insel. Ein Buch, das eigentlich Pflichtlektüre für Hierro-Reisende sein sollte.

Aktuell gibt es nur ein einziges Exemplar von diesem Buch hier auf der Insel. Es ist das Korrekturexemplar für eine zweite Auflage. Es wartet gefüllt mit handschriftlichen Anmerkungen von Andreas jetzt auf dem Stuhl neben meinem Bett …

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Es ist wie es ist …

Katzenbabies 5

30 Grad. Die Katzen drücken sich an den Hauswänden entlang. „Kann mir mal bitte jemand sagen, wie diese Tür aufgeht? Ist so warm draussen …“ Aber die Tür klemmt.

Es ist 11 Uhr vormittags nach erneuter Uhrenumstellung auf Anweisung von der Natur abgetrennter Bürokratenvorstellungen. Schon seit einigen Tagen sind die Temperaturen auf „Sommer“ gewechselt. Wobei es gestern auf dem Markt in Tigaday kühler als hier oben in Guarazoca war. Normal ist umgekehrt – unten auf Meereshöhe hat es etwa 6 Grad mehr als hier in den Bergen. Aber es kann auch durchaus mal hier oben wärmer als unten sein.

Mir gefallen diese Temperaturen. Während gestern tagsüber noch ein starker und entsprechend heißer Wind wehte, schlief dieser gegen Abend ein. Ich habe mich still auf die Yogaplattform gesetzt. Über dem Meer wieder ein Wolkenmeer und wieder der Eindruck, zu Fuss nach La Palma gehen zu können.

Meine Hände scheinen für die Katzen ein Eigenleben zu führen. Sie sind gut zum Spielen, Kraulen, Streicheln und auch durch die Luft gewirbelt zu werden.

Wie ich so still auf der Plattform sitze und alles um mich herum still ist, spüre ich einen leichten Druck gegen meine linke Hand. Der Druck wird stärker. Es ist Romina, die Katze mit dem schwarzem Fell, schon lange hier auf der Finca wohnhaft. Sie weiß aus Erfahrung, dass meine Hände beim stillen Sitzen nicht aktiv werden. Aber man kann es ja mal probieren. Sie setzt sich neben mich.

Einen Moment später eine weitere kleine Schnauze an meiner linken Hand. Am Maunzen erkenne ich Rednose, der sich noch kurz zuvor beim Physalis-Sammeln mit meinen Händen vergnügt hatte. Wieso sind diese beiden Hände jetzt so still? Der kleine Kater lässt nicht so schnell wieder locker. Es drückt und stößt die kleine feuchte Schnauze erst gegen die eine, dann gegen die andere Hand. Eine kleine Tatze klopft an, vorsichtig wird immer mal wieder in meine Finger gebissen. Nützt alles nichts. Rednose legt sich vor meine im Lotussitz gekreuzten Beine auf das Holz.

Das animiert nun wieder Romina, sich doch ein besseres Plätzchen zu suchen. Die schwarze Katze klettert in meinen Schoß. Rednose kriegt einen Faucher ab. Er ist zu dicht dran. Da er seine Position aber nicht so schnell räumen will, spüre ich wie Romina mit der Pfote ausholt. Rednose verdrückt sich hinter mich. Die Rangordnung ist geklärt und zu dritt sitzen wir in die um uns herum hereinbrechend Dunkelheit hinein.

Das Klima weckt Erinnerungen an Ligurien im Sommer. Heiße Tage, die Wäscheleine voll mit Hemden, die aus dem Winterschlaf der Schubladen geweckt wurden. Laue Abende mit einer leicht kühlenden Brise. Nackt in der Sonne sitzend frühstücken. Die Finca ist zum Glück so gelegen, dass sie an vielen Orten von außen nicht einsehbar ist. Kein Termin heute! Auf in den Garten, wo ich mal eine der Roten Beete fragen werde, ob sie für heute Mittag zu einer Verspeisung bereit ist.

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Katzenblog?

Katzenbabies 4

25 Grad, kleine Schweissperlen auf meiner Haut. Es ist heute fast schon zu warm um draussen in der Sonne zu frühstücken. Da wo der sichtbare Teil der Insel das Meer berührt, beginnt die Wolkendecke. In der Ferne erheben sich La Palma und La Gomera in klaren Konturen über dem Wolkenmeer. Es macht fast den Eindruck, als ob es möglich wäre, über die Wolken zu Fuss zu den anderen Inseln zu wandern. Kein Blatt bewegt sich. Das Rauschen der Brandung mehr als 600m tiefer ist hier oben auf der Finca deutlich zu hören und erzeugt einen berauschenden Klangteppich. Die Katzen ziehen sich nach ihrem zweiten Frühstück (Papaya-Schalen) in den Schatten zurück.

Wird das hier jetzt ein Katzenblog? Wo bleiben die gesellschaftlichen und politischen Themen? Es fällt mir in der Tat aktuell mehr zu kleinen und großen Katzen als zu grün lackierten Politikern ein. Letztere erst einmal an die Macht gekommen haben anscheinend vergessen, dass sie mal etwas für die Bienen tun wollten. Statt dessen kümmern sie sich sorgsam darum, dass keine weiteren wirksamen Maßnahmen gegen den Einsatz von Pestiziden ergriffen werden. Und was soll ich sagen zu europäischen Politikern, die bevor sie den Mund aufmachen erst einmal in Washington anrufen, um sich eine Erlaubnis zu holen? Was soll ich sagen zu den Menschen in Deutschland, die mit überwältigender Mehrheit die Untaten des von ihnen gewählten Regimes bejubeln und verlogenen und auch offensichtlich dementen Regierungsvertretern huldigen?

Da schaue ich lieber den Katzen zu - was nicht heisst, dass ich nicht genau hinschauen würde, was gerade in der Welt passiert.

Die drei Kleinen sind inzwischen fast sechs Monate alt und lieben es weiterhin, mich auf Fincaspaziergängen zu begleiten. Sie bilden ihre eigenen Persönlichkeiten aus und sind gleichzeitig und für mich etwas erstaunlich auch in diesem Alter noch eine kleine Geschwisterclique, die oftmals gemeinsam durch dick und dünn geht. Da die Katzen ihre eigene Sprache sprechen, versuche ich ein wenig Katzensprache zu lernen. Was sagt mir z.B. der allzeit kommunizierende Schwanz?

Paulinchen kündigte mir vor ein paar Wochen beim Physalissammeln an, dass sie -obwohl nicht einmal 5 Monate alt- bald soweit wäre. Der Tierarzt meinte, es wäre wohl noch zu früh für eine Sterilisation. Zwei Tage später war Paulinchen die Attraktion der Kater aus der Umgebung, die in einem grossen Kreis um sie herum saßen. Wenn sie auf einen der Machos zuging, lief dieser meist weg. Paulinchen hinterher. Was dann passierte, entzieht sich meiner Kenntniss. In jedem Fall wurde sie eine Woche später dann doch sterilisiert und war zu dem Zeitpunkt etwa 4 Tage schwanger. Wenige Stunden nach der OP sass sie schon wieder wie besoffen auf der Fensterbank des Melkstandes. Aber irgendwie kriegen die Katzen das immer verdammt gut hin, für sich selber zu sorgen. Ich frage mich, was Katzen so machen, die in einer Stadtwohnung leben. Hier auf dem Land sind die Tiere in jedem Fall medizinische Selbstversorger und wissen genau, welche Halme sie knabbern müssen, wenn sie eine Beschwerde haben.

Um an dieser Stelle die gesellschaftliche Komponente nicht zu vergessen – eine Sterilisation kostet hier auf der Insel aktuell 120 Euro. Das ist mehr als doppelt so viel wie in Deutschland. Da soll sich doch niemand wundern oder beschweren, wenn unter diesen Umständen kaum ein Herreño seine Katze sterilisieren oder kastrieren lässt und die Insel in manchen Gegenden überquillt von wild lebenden Katzen, die der Vogelwelt immensen Schaden zufügen.

Aber zurück zu unseren Fincakatzen: Auch weiterhin wird mit aufmerksamen Katzenaugen und wachem Geruchssinn alles in der Umgebung beobachtet, untersucht und geprüft. Ich kann mir lebhaft vorstellen, was in so einem kleinen Katzenkopf vorgeht, wenn es z.B. darum geht, ein Haus zu betreten. Das mit der Türklinke wurde eine ganze Weile mit grossen runden Augen beobachtet und dann verworfen. Aber bei einer Tür, die einen kleinen Spalt offensteht, ist dann doch schon manchmal eine kleine Katzenpfote zu sehen, die sich bemüht, den Spalt auf Durchschlupfweite zu vergrössern.

Mein Versuch ist es, mit den Katzen immer besser zu kommunizieren. Dabei verzichte ich auf jegliche Form von Belohnungen. Kommunikation heisst für mich, Katze versteht was ich sagen will und lässt sich entweder darauf ein oder eben nicht. Teilweise funktioniert es verbal, meist ist allerdings der Tonfall in Verbindung zu meiner Körpersprache ausschlaggebend.

Ganz besonders gefällt es den Katzen, wenn ich im Garten auf allen Vieren arbeite. Dann habe ich tatkräftige kleine Katerchen vor mir, die immer genau da stehen, wo ich den nächsten Salat pflanzen möchte. Manchmal fällt mir nichts besseres ein, als sie hoch durch die Luft zu werfen. Sie fallen eh immer auf ihre Pfoten und je mehr ich werfe, um so schneller stehen sie wieder vor mir, um noch einmal geworfen zu werden.  

Pfotenspiele sind ebenso interessant. Es gibt eine Menge Spiele, bei denen die Katzen ihre Krallen nicht ausfahren und man immer auf eine weiche patschige Pfote trifft. Allerdings gibt es auch andere Spiele, bei denen andere Regeln gelten. Beim Pfote- bzw. Handwegziehspiel mit dem fincaältesten Kater war ich einmal vor ein paar Monaten für einen ganz kurzen Moment unaufmerksam. Und schon quoll es rot aus ein paar Punkten auf meiner Hand. Katerchen hatte gewonnen.

Die drei kleinen Katzen werden zur Zeit im ehemaligen Melkstand gefüttert. Dort haben sie mehr Zeit in Ruhe zu essen, ohne dass die grossen Katzen nach ihrer abendlichen Trockenfutter-Verschlingaktion am Fressnapf der Kleinen weitermachen. Gestern hatte ich vergessen, die Tür wieder zu öffnen und kam etwas spät vorbei. Bei einem Blick durch das Fenster (siehe Photo oben) stellte ich fest, dass man sich schon gemütlich eingerichtet hatte und mich fragend anschaute: „Papa, was willst du denn hier um diese Zeit? Unternehmen wir jetzt noch was zusammen? Oder gibt’s ’ne Gutenachtgeschichte? Können wir heute mal hier pennen?“ Na gut, ich habe die Tür einen Spalt offen gelassen, falls jemand mal zum Pischern nach draussen gehen wollte …

Apropos - sollte mich mal jemand unter meiner spanischen Telefonnummer anrufen und hat eine Katze am Apparat, bitte nicht wundern – sie haben schon fleissig geübt, über das Display zu wischen.

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Auf dem Amt

Katzenbabies 3

Spanien ist bekannt für eine oftmals absurde Bürokratie. Einen Bezug zum praktischen Leben haben die Erfinder der Regelwerke offenbar in den seltensten Fällen.  

Hier auf der Finca ist gerade mal wieder Großbaustelle. Jeden Morgen um 7.30 Uhr steht ein Team von Mauerbauern auf der Matte. Da das Gelände terassenförmig ist, gibt es jede Menge Mauern. Wenn es viel regnet und durch feuchten Boden der Druck wächst oder wenn Pflanzen mit ihren Wurzeln Mauern sprengen, stürzen diese ein.

Leider gibt es kaum noch Menschen, die wirklich Erfahrung mit Terassenbau haben. Jetzt haben wir endlich ein Team unter Leitung eines erfahrenen Mauerbauers vor Ort. Da unsere Nachbarn auf die Idee gekommen sind, Schafe auf ihrem Gelände weiden zu lassen, müssen wir uns zusätzlich darum kümmern, dass die Mauern so gestaltet werden, dass die Schafe nicht auf unser Gelände kommen, um unseren leckeren Salat zu futtern.

Es gibt nämlich eine neue Verordnung in Spanien, die offensichtlich von tierfreundlichen aber weit von der Realität der Alltags entfernt dahinvegitierenden Bürokraten gemacht wurde. Diese gehen davon aus, dass man einem Schaf ja nicht die Schuld dafür in die Hufe schieben kann, auf welchem Terrain es sich bewegt. Und deshalb ist neuerdings nicht mehr der Halter der Schafe, sondern der Eigentümer eines Geländes dafür verantwortlich, dass bei ihm keine Tiere eindringen.

In manchen Gegenden wird diese Verordnung noch absurder. Dort dürfen neue Mauern maximal einen Meter hoch sein. Für die Erhaltung des Landschaftsbildes darf auch kein Zaun auf die Mauer gesetzt werden. Schafhalter*innen, die ihre Nachbarn ein wenig ärgern wollen, haben hier in Zukunft leichtes Spiel.

Wer in der spanischen Bürokratie arbeitet geht übrigens meist davon aus, dass alle Menschen alle Verordnungen und Gesetze kennen müssten. Wenn ich z.B. eine Genehmigung zur Vermietung eines Hauses bekommen möchte, muss ich unterschreiben, dass ich alle Verordnungen gelesen, verstanden und umgesetzt habe. Es ist allein schon eine Herausforderung, diese Verordnungen überhaupt zu bekommen. Freundlicherweise wurden mir von der entsprechenden Behörde zum Thema „Ferienwohnungen“ Dokumente in einem Umfang von ungefähr 100 Seiten, aufgeteilt auf 22 unterschiedliche Dateien zugeschickt. Wenn ich jetzt aber z.B. innerhalb dieses Datenwerkes eine Suchabfrage nach den vorgeschriebenen Maßen des Notausgangs starte, finde ich in den Dokumenten null Infos. Dabei ist es für Bürokraten ungemein wichtig,  dass auch ein Haus mit nur einem einzigen Innenraum zwei Ausgänge haben muss.

Zusätzlich müssen alle Ausgänge Tag und Nacht durch permanent leuchtende Fluchtwegzeichen markiert sein. Keine Ahnung, wo solche Bürokraten im Urlaub übernachten. Aber vielleicht ziehen sie sich immer die Decke über den Kopf oder machen es wie unsere Gäste. Die hängen einfach ihre Klamotten über die unerwünschte Beleuchtung, was nebenbei bemerkt streng verboten ist!

Heute vormittag war ich auf dem Amt. Da ich seit zwei Jahren ein auf meinen Namen in Spanien zugelassenes Auto fahre, muss ich meinen deutschen in einen spanischen Führerschein umtauschen. Das war heute mein dritter Termin in der Führerscheinstelle. Er dauerte etwa eine Stunde. Die Sachbearbeiterinnen wissen meist selber nicht, welche Formulare ausgefüllt werden müssen. Das geht dann so: „Wir haben hier noch ein Formular gefunden. Keine Ahnung, ob das von unserer vorgesetzten Stelle verlangt wird, aber unterschreiben sie doch für alle Fälle mal hier unten links.“

Und ich bin so froh, dass ich auf einer kleinen Insel bin! Ich kenne die meisten Sachbearbeiterinnen in der Führerscheinstelle inzwischen persönlich, kann für Fragen jederzeit vorbeikommen und muss nichtmals einen Termin vereinbaren. Wir plaudern über Gott und die Welt und jeder duzt jeden. In so einem Ambiente kann Bürokratie durchaus auch Spass machen!

Aber im Ernst – mir fällt auf, wie wichtig es ist, zu den Menschen im bürokratischen Apparat einen persönlichen Draht aufzubauen und feste Ansprechpartner*innen zu haben. Wenn die Verwaltung in grösseren Städten in kleineren Einheiten aufgeteilt wäre, die auch noch einen eigenen Eremessensspielraum besitzen, würde es sogar in der Großstadt eine entspanntere Angelegenheit sein auf’s Amt zu gehen.

Unsere Katzen sind grösser geworden. Und wie auf dem Photo mit den Gebrüdern Red- und Whitenose zu sehen ist, auch schon ganz schön gefährlich … :-)

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Dankbarkeit

Corazon

Seit der vergangenen Nacht gilt laut der in dieser Gesellschaft vereinbarten linearen Zeitrechnung die Zahl 2023. Für viele Menschen ist so ein willkürlich angesetzter Jahreswechsel ein grosses Ereignis. Zum Glück ist die Gesamtzahl der Menschen hier auf der Insel gering. Und unter diesen wenigen gibt es eine verhältnismässig große Anzahl, denen dieser Wechsel von 22 auf 23 ziemlich egal ist. Auf diese Weise war es möglich, auch in der vergangenen Nacht gut zu schlafen. (Jetzt mal abgesehen von einem blökendem Schaf, welches mitten in der Nacht unter meinem Fenster zu rufen begann.)

Durch die allgemeine Unterbrechung des Räderwerkes nehme auch ich die Gelegenheit wahr, noch einmal hinzuspüren, was in den vergangenen Monaten so passiert ist.

Vor wenigen Tagen gab es hier auf der Finca La Paz den ersten Gruppenevent. Das war für mich ein bewegendes Ereignis, denn hier beginnt sich ein Teil meines Wirkungsspektrums zu integrieren, der bisher auf der Insel noch keinen Raum hatte. Die zweistündige Meditation in Bewegung, Stille und mit der Chakra-Sounds-Meditation war ein zeitloses Ereignis, auf das weitere folgen dürfen.

Mit einjähriger Verzögerung ist im November endlich das „Casa Corazon“ fertig geworden. Das Photo oben zeigt die Südansicht und im Hintergrund ist mittig etwa 80 km entfernt die Insel La Palma zu sehen. Das Häuschen im Herzen der Finca birgt auf kleinstem Raum alles, was es braucht, um sich geschützt und gleichzeitig mitten in der Natur zu fühlen. Die Nordwand des Hauses besteht aus einem grossen Fenster, durch das sich bei klarer Sicht sowohl vom Hochbett als auch am Tisch sitzend ein spektakulärer Panoramablick bietet. Natürlich kann man sich auch auf die Bank vor das Haus setzen. Nachts leuchten die Sterne durch das transparente Vordach auf der Süd- und Ostseite des Hauses. Hier ist im Aussenbreich auch ausreichend Platz, die Yogamatte auszubreiten oder es sich im Liegestuhl bequem zu machen. Das habe ich alles schon Anfang Dezember ausprobiert, denn ich wohne hier auf der Finca gerne mal hier und mal da.

Auf der Finca waren in der vergangenen Woche zum ersten Mal alle Häuser bewohnt. Im oberen Bereich wohnen Vicky und Laszlo im Casa Cura. Damia und Dana sind mit Hund Lima im Casa Cypres. Im Corazon ist Elke und dann haben wir noch ein weiteres Zimmer mit Küche und Bad eingerichtet, wo Michael sich in der vergangen Woche wohlgefühlt hat. Und das Schöne ist – es geht allen hier gut und manche bleiben gleich mehrere Monate. Wir erleben die Menschen, die zur Zeit auf der Finca sind, als eine Bereicherung für diesen Ort und sie selber nehmen den Ort als eine Bereicherung in ihrem Leben wahr. Das erfüllt uns mit Freude und Dankbarkeit.

Das Projekt ist im Fluss. Es fliesst nicht immer so, wie wir es uns vorgestellt haben. Somit haben wir Gelegenheit, uns den Fluss immer wieder anzuschauen und seinen Lauf zu akzeptieren oder ihn zu regulieren. Wir haben viel eigenen Gestaltungsraum und es bringt Spass, diesen gemeinsam zu füllen. Wo es hingeht wissen wir nicht.

 

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Auf der Finca wird’s lebendig

Katzenbabies 1

Seit einer guten Woche haben wir neue Mitbewohner*innen. Die drei Geschwisterchen wurden während des „Katastrophenwochenendes“ im Regen geboren. Um ihnen ein trockenes Plätzchen zu verschaffen, trug ihre Mama sie unter das Vordach eines nahegelegenen Hauses, wo sie dann auch bleiben durften. Erst waren es nur zwei. Doch am nächsten Tag erinnerte sie sich ihres dritten Babys und holte es dazu.

Nach knapp zwei Monaten bei der Mama, einer wildlebenden Katze, sind sie jetzt zu uns gekommen. Die ersten Tage verbrachten sie in zum Akklimatisieren in der ehemaligen Käserei. Dort habe ich mich immer mal wieder zu ihnen auf den Boden gesetzt. Meine morgendlichen Yogasasanas fanden direkt vor ihrem Fenster statt, wo sie jede einzelne Bewegung genauestens beobachteten. Und so wurde ich als großer Kater und eine Art Katzenpapa akzeptiert.

Ich bin selber erstaunt darüber, wie es möglich ist, in wenigen Tagen eine so starke Bindung aufzubauen. Auch wenn sie in wenigen Wochen oder Monaten ihre eigenen Wege gehen werden, folgen sie mir in diesen Tagen auf der Finca Schritt für Schritt. Wobei sie natürlich ständig um meine Füsse herumwuseln und ich aufpassen muss, nicht über sie zu stolpern. Wenn ich zu schnell bin oder sie mich aus den Augen verlieren, wird laut gemaunzt. Anders herum kommen sie sofort angehopst, wenn ich sie mal nicht sehe und nach ihnen rufe. Nachts werden sie zur Zeit noch eingesperrt. Dafür gehe ich voran in ihre „Behausung“ und alle drei kommen mit.

Den Tag über wird gespielt, geklettert, sich geprügelt und die Umgebung erschlossen. Daß Wasser kein tragendes Element ist, durfte einer der Minikater bei einem Sprung aus dem Baum mitten in einen Wasserbottich lernen.

Auf dem ehemaligen Ziegenacker, jetzt mit niedrigem Bewuchs, kriechen die beiden kleinen Tigermachos unter den Büschen hindurch wie durch einen Tunnel, während die Katze über die Büsche springt. Als die Jungs das sehen, hüpfen alle drei wie kleine Punchingbälle durch das Gelände.

Heute morgen beim stillen Sitzen unter einem Baum wundere ich mich irgendwann über die Ruhe. Als ich langsam die Augen öffne, sitzen alle drei mir direkt gegenüber auf einer kleinen Mauer und sehen mich mit grossen Augen an. Mit der Zeit lassen sie auch Körperkontakt zu, obwohl ihre Mama ihnen streng verboten hatte, sich von Menschen berühren zu lassen. Während ich hier schreibe, liegen alle drei in einer Ecke meines Büros auf einem Kissen und träumen.

Auch ich muss neue Verhaltensweisen lernen. Wenn ich im Gelände an einen Baum pischer und mir ein Kätzchen zusieht, habe ich mir angewöhnt, die Pische mit den Füssen zu verscharren. Denn als großer Kater habe ich mich an die Katzenregeln zu halten …

Die Kätzchen sind nicht die einzigen Bewohner, die mehr Leben auf die Finca bringen. In wenigen Tagen zieht ein junges Paar für ein paar Monate in eines der Häuser, welches seit Ankunft auf der Finca unser Ort zum Kochen und zum Essen gewesen ist. Wir ziehen somit in diesen Tagen mit einem Teil unseres Lebensalltags um.

Und in zwei Wochen ist die erste Person angekündigt, die in unserem jetzt endlich fertiggestellten kleinen Schmuckstück, dem Casa Corazon, für einen Monat wohnen wird.

Wir sind gespannt auf neue Erfahrungen mit den hier sich auf dem Gelände ereignenden Veränderungen!

 

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Eine Heilige zieht vorbei

Fruehstueck

Heute morgen um acht wurde schon wieder eine Virgen hier vorbeigetragen. Laut Auskunft des Nachbarn die letzte in dieser Saison. Es gibt ne ganze Menge von dieses Virgenes hier auf der Insel. Die stehen das ganze Jahr über in ihrer Kapelle und haben einmal im Jahr einen ganzen Tag lang Ausgang. Dabei werden sie begleitet von einer weiß gekleideten Schar von Trommlern, Flötisten und Tänzer*innen durch die angrenzenden Dörfer getragen. Bei jedem Zwischenstopp gibt‘s was zu futtern. Natürlich nicht für die Virgen, denn das ist ja eine Figur, die über fleischliche Gelüste erhaben ist. Das mit ihren vielen Göttern haben die Katholiken eigentlich ganz gut hinbekommen. Da wollte man ihnen eine monotheistische Religion verordnen und schlau wie sie sind, haben sie jede Menge Heilige ernannt, die im Alltag für alles mögliche zuständig sind. Die wichtigste Heilige hier auf der Insel ist für den Regen zuständig. Na, die hat zumindest in den vergangenen Wochen gute Arbeit geleistet.

Das subtropische „Katastrophenwochenende“ war ein Segen für die Insel. Überall grünt und spriesst es. Die Finca sah einige Tage lang aus, als hätten wir Rasen gesät. Und wie die Pflanzen sich alle gefreut haben! Bei manchen hat man das Gefühl, sie stehen nur auf Lauerstellung und auf los geht’s los. Ganz vorne dabei der Mangold. Jetzt gibt es mitten im Oktober frische zarte Mangoldblätter …

Nachdem es vergangene Nacht mal wieder ein wenig geregnet hatte, erwartete mich heute ein strahlend klarer Morgen. Kein Windhauch zu spüren. Frühstück auf der Terasse in einem Ambiente von tausenden funkelnden Wassertropfen auf Gräsern, Büschen und Bäumen.

Das Frühstück ist für mich ein wichtiger Teil meines Morgens und ich nehme mir meist etwa eine Stunde Zeit dafür. Die bunte Vielfalt an Früchten darf in der Zwischenstation „Mund“ bezüglich Form, Konsistenz und natürlich Aromen gewertschätzt werden. Auf dem Foto zu sehen:

Kleine orangene und teilweise noch grüne Bällchen. Das sind Physalis aus dem Garten. Die kleinen, in zwei Hälften geteilten orangenen Früchte nennen sich Madroños oder zu deutsch Baumerdbeeren. Wir sind zu dem Schluß gekommen, dass die Firma Haribo vor vielen Jahren diese Frucht als Vorlage für ihre Produkte genommen haben muss. Die Madroños fühlen sich im Mund an wie Haribos gefüllt mit Konfitüre. Aber natürlich schmecken sie viel besser als das Kunstprodukt. Und sie stammen vom einzigen Erdbeerbaum auf unserer Finca. Die schwarzen, orange umrandeten Kerne kommen von einer Maracuja, gewachsen hier auf der Insel. Grössere gelb-orange Stücke sind von einer Mango. Hat uns ein Bekannter geschenkt, der viele davon hat. Des weiteren sind kleine Stückchen Apfel zu sehen - von einem wilden Apfelbaum. Braune Kleckse inmitten der weissen Masse sind Mandelmus in Ziegenyoghurt. Nicht zu sehen, da im Untergrund versteckt: Haferflocken, eine Inselbanane, Nüsschen und ein paar Rosinen.

Ja, das war heute mein Frühstück.

Gedankliche Impressionen der vergangenen Tage:

Klartext reden seit zwei Jahren fast nur noch Leute außer Dienst. So der ehemalige Offizier des US-Geheimdienstes und UN-Waffeninspekteur Scott Ritter zum Thema Sabotage an den Nord Streams: „Wisst ihr nicht, dass ihr nur als willfährige Kolonie der USA betrachtet werdet? … Es waren die USA! Wenn ihr das nicht seht, dann nehmt die deutsche Flagge runter, hisst die amerikanische Flagge und erkennt euren Status als US-Kolonie an.“ Mit „ihr“ sind die Deutschen gemeint …

Aussagekräftig in Richtung wie es nach Ansicht der Herrschenden weitergehen soll auch eine Meldung aus Kalifornien. Dort wurde vor zwei Wochen ein Gesetz unterzeichnet, welches besagt, dass Ärzte ihre Zulassung verlieren können, wenn sie ihren Patienten etwas erzählen, was dem wissenschaftlichen Konsenz widerspricht. Abgesehen davon, dass dies in vielen Ländern schon seit zwei Jahren gängige Praxis ist, ist eine Verankerung auf Gesetzesgrundlage neu. In Australien ist ein ähnliches Gesetz in Arbeit. Zur Erinnerung: Unter wissenschaftlichem Konsens war in den vergangenen zwei Jahren zu verstehen, dass mRNA-Spritzen gegen Corona immun machen würden und so gut wie keine Nebenwirkungen hätten. Geimpfte würden das Virus überhaupt nicht weitergeben können. Später wurde der Konsens dann geändert in ein „nicht so häufig“. Und erst wenn alle mit dem mRNA-Stoff versorgt wären, könnte das, was sie Pandemie nannten, vorbei sein. Wer etwas anderes sagte, wurde „Schwurbler“ genannt.

Während ich schreibe, kommt die Virgen gerade wieder vorbei. Der Ausflug ist zu Ende. 19 Uhr ist Bettgehzeit für die Kleine. Und dann heißt es wieder ein Jahr in der Kapelle zu stehen und auf Besuch zu warten, bevor sie am 16.10.2023 eine neue Runde drehen darf. (Vorausgesetzt, dass die Herrschenden das erlauben. Denn die vergangenen zwei Jahre war die Virgen im Lockdown.) Ich muss mich jetzt mal um meine frisch angepflanzten Süsskartoffeln kümmern …

P.S. Hinweis einer Leserin: Die Insel-Virgen hat nur alle 4 Jahre Ausgang. (Vermutlich, da sie dann über die ganze Insel getragen werden muss ...)

 

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Zu Gast: Ein subtropisches Klima

Katerchen 2

Ungewöhnliche Klänge begleiten mich bei einem Gang über die Finca. An allen Ecken gluckst, gurgelt und plätschert es. Kleine Bäche laufen durch das Gelände, lustig strömt das Wasser die Rampe hinunter, von Dächern und aus Regenrinnen. Insbesondere im Bereich der ehemaligen Stallungen der Esel ertönt ein wahres Tropfenkonzert aus überlaufenden Eimern und Schüsseln.

Katerchen hat sich an seinen Regenwetter-Lieblingsplatz zurückgezogen, einem Verschlag in dem Brennholz gelagert wird. Hier träumt er die meiste Zeit des Tages begleitet vom Konzert der Tropfen auf dem Dach und dem Rauschen des Windes. Nur zu den Fütterungszeiten sind die Katzen pünktlch zur Stelle.

Seit Samstag herrscht auf den Kanaren Ausnahmezustand. Südlich der Inselgruppe hatten sich zwischen dem afrikanischen Festland und den Kapverden vergangene Woche mehrere Wirbelstürme gebildet. Selten zieht so ein Wetterphänomen nach Norden, aber auszuschliessen ist es nicht. Was meteorologisch in jedem Fall berechnet werden konnte, war Regen. Im Umfeld eines Hurrikans kommt es oftmals zu erheblichen Niederschlägen. Und so wurde für das Wochenende das öffentliche Leben auf den Kanaren vorsorglich eingefroren – keine Veranstaltungen, keine Märkte, nicht einmal der Besuch von Freunden oder Verwandten im Krankenhaus war erlaubt. Der Flugplatz von El Hierro – fast zwei Tage lang geschlossen.

Zu-Hause-bleiben hieß die Anweisung von oben.

Die Medien waren das ganze Wochenende eifrig bemüht, die entsprechenden Bilder zur Geschichte einer Wetterkatastrophe zu finden.

 

Was geschah bei uns in Guarazoca?

Samstag hat es geregnet. Ein sanftes Regnen, das sich über den ganzen Tag verteilte und Boden und Pflanzen die Möglichkeit gab, nach langer Dürre in aller Ruhe zu trinken. Am Sonntag ein subtropisches Klima, angenehme Wärme, viel Feuchtigkeit in der Luft, Sonnenschein. (Die Vorhersage für diesen Tag hatte bei uns bis zu 175 Liter Regen pro Meter / Stunde angekündigt.) Heute am Montag war schulfrei. Das hatte man schon am vergangenen Freitag bekanntgegeben. In der Tat fing es in der vergangenen Nacht gegen 3 Uhr wieder an zu regnen. Ein sanfter und gleichmässiger Niederschlag, eigentlich so wie es meistens hier ist, wenn es mal einen der seltenen Regentage gibt. Am heutigen Nachmittag wurde dann die seit Tagen geltende Alarmstufe „rot“ beendet. Seitdem stürmt es, schüttet es aus Eimern und gluckert, gluckst und plätschert …

Natürlich gab es in diesen Tagen ein paar überflutete Strassen auf Gran Canaria, umgeknickte Bäume auf Tenerifa und unzählige Erdrutsche. In den kommenden Tagen werden mit oder ohne Regen weitere Hänge abrutschen, denn wenn sich nach monatelanger Trockenheit der Boden vollsaugt, kann er nun mal ins Rutschen kommen.

Ich kann allerdings nicht nachvollziehen, weshalb hier auf der Insel Anweisungen „von ganz oben“ gelten, die den Menschen verbieten, ihre Verwandten im Krankenhaus zu besuchen, wenn auf El Hierro (zumindest während der Alarmphase „rot“) eine moderate Wetterlage herrschte.

Für mich ist das Erleben der vergangenen Tage ein weiteres Beispiel der Entmündigung des Individuums, eines Entzugs von Eigenverantwortung und eines von den Regierenden praktizierten Sicherheitsdenkens, das von Angst geprägt ist. Eine Show unterstützt von Medien, die die gewünschten Bilder liefern.

Ich nehme das Risiko jetzt auf mich, durch den strömenden Regen in voller Regenmontur von ganz unten nach ganz oben zu laufen, da ich zwar im untersten Haus wohne, sich unsere Küche aber noch im obersten Haus der Finca befindet. Und beim Schreiben habe ich ganz vergessen, dass die Katzen ja noch auf ihr Futter warten!

 

Nachtrag am 27. September

Die deutschsprachigen Medien ziehen nach:

„Tropensturm verwüstet Kanaren“ (Merkur)
„Nach langer Dürre wütet Tropensturm Hermine“ (Euronews)
„Tropensturm sorgt für Chaos“ (Morgenpost)
„Schwere Unwetter über den Kanarischen Inseln“ (Spiegel)

Eine Bekannte berichtet mir am Nachmittag, wie sie ein paar Stunden zuvor einem spanischen Fernsehteam zugeschaut hatte, welches sich bemühte, eine Kulisse aufzubauen, die dem entsprechen sollte, was der Moderatorin als Text für ihre Reportage offensichtlich vorgegeben war …

Apropos Sturm - auf keiner einzigen kanarischen Insel gab es am vergangenen Wochenende einen Sturm ...

 

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Rückblick

Flughafen 1

Die Zeit in Hamburg hat mir gut getan. Ein kleiner Urlaub aus dem Fincaleben, das für mich im vergangenen Jahr aus einem fast tagtäglichen mich-nach-den-Terminen-der-Handwerker- und-Bauarbeiter-richten bestanden hat.

Auch das 9-Euro-Ticket war gut. Endlich mal öffentliche Verkehrsmittel benutzen zu können, ohne für jede Fahrt und an jedem Ort über Tarife, Zonen, Zeiten, Gültigkeiten und ähnliches nachdenken zu müssen.

Nach zwei Jahren endlich mal wieder beim Einkaufen Menschen ins Gesicht sehen zu können - da habe sogar ich Spass am Einkaufsbummel gefunden. Und – endlich Platz beim Schlangestehen! Wie hatte mich das doch viele Jahre lang genervt, sich an der Kasse oder beim Einchecken am Flughafen permanent in einem Modus der Selbstverteidigung zu befinden. Da gab es die Drängler von hinten, die einem ständig etwas zwischen die Beine schoben um einen indirekt dazu aufzufordern, den Meter vor einem zu befüllen. Von denen sich sogar einige erdreisteten, sich nach dem Motto „wenn-Sie-nicht-kann-ich-mich-ja-hier-hinstellen“ einfach zwischendrängelten. Die neuen staatlichen Benimmregelungen machen es möglich. Wobei die Disziplin schon wieder am Bröckeln ist …

Alles andere, was unter dem Motto „social distancing“, also als „Absonderungsregelungen“ verkauft wird, hat keine gute Wirkung hinterlassen. Wer zwei Jahre ohne Kontakt zu Kolleg*innen alleinlebend im Homeoffice war, ist wie eine Pflanze, die zwei Jahre kein Wasser mehr bekommen hat. Ich habe so einige Menschen getroffen, die ich zuletzt in 2020 gesehen hatte und die heute auf mich den Eindruck machten, 10 Jahre älter geworden zu sein.

Auch mir hat in den vergangenen Wochen Tanzen und jede Form von körperlichem Kontakt gut getan. Auf der Insel habe ich zwar erheblich mehr sozialen Kontakt als in Hamburg, aber der bewegt sich weniger auf der körperlichen Ebene. Deshalb sehe ich es auch als eine meiner Aufgaben, auf der Insel eine bessere Infrastruktur für Körperkontakt jeglicher Form zu schaffen.

 

Eine kurze Zusammenfassung wie sich mir die aktuelle politische Lage darstellt …

Die Machthabenden in Deutschland (und auch anderen europäischen Ländern) wollen ihren Energiebedarf jetzt woanders einkaufen. Damit wollen sie einen Lieferanten bestrafen, der wie sie sagen BÖSE ist. Um diesen zu bestrafen, wollen sie den Energiebedarf bei anderen Lieferanten decken, die nicht weniger BÖSE sind. Dabei wird in Kauf genommen, dass die neuen Lieferanten die Energie unter extrem umweltschädlichen Nebenwirkungen fördern und die Lieferwege wesentlich länger sind, als bei dem bisherigen Lieferanten. Das wird von den Machthabenden als umweltfreundliche und nachhaltige Politik verkauft. Da der Energiebedarf nicht zu decken ist, werden Atomkraft und Kohle wohl bald als grüne Energie verkauft werden.

Man ignoriert, dass über Jahrzehnte geschaffene Lieferwege eine Infrastruktur bedeuten, die nicht von heute auf morgen ersetzbar ist. Die Machthabenden agieren dabei mit dem Denken von Normalbürgern. Wenn mir Aldi nicht mehr gefällt dann gehe ich eben zu Lidl einkaufen. Durch diese Ignoranz riskieren sie im worst case den Zusammenbruch des kompletten europäischen Wirtschaftsraumes und wenn es ein bischen besser laufen sollte zumindest die Verarmung grosser Teile der Bevölkerung.

Da den Machthabenden ihre Risiken teilweise bewusst sind, investieren sie vorsorglich erhebliche Anteile der Steuergelder in die Ausstattung von Militär, Polizei und Feuerwehr. Nur für den Fall, dass ein Teil der Bevölkerung das vorgeschriebene Spiel nicht mitspielen will.

In Deutschland gibt es einen Bundeskanzler, oder wie in einem früheren Beitrag ausgeführt einen Schultheiß, der in alle möglichen Finanzskandale verwickelt ist und sich alzheimerverdächtig bei Befragungen zu seinen Treffen mit Bankern an nichts erinnern kann. Es gibt eine Aussenministerin, bei der nicht ganz klar ist, für welches Land sie eigentlich als Ministerin unterwegs ist. Dass ihr die Meinung der Menschen in Deutschland dabei egal ist, hat sie offen gesagt. Ein Wirtschaftsminister arbeitet hart daran, die deutsche Wirtschaft gegen die Wand zu fahren und gibt Durchhalteparolen aus für eine Situation, die er selber mit verursacht hat. Sie werden dabei unterstützt von einem Gesundheitsminister, der alles dafür tut, dass die Kassen der Pharmakomzere klingeln und die Menschen in Deutschland kränker und kränker werden …

Und ein durch Medien verdummtes Volk steht in Treu und Glauben hinter ihnen.

Deutschland im Spätsommer 2022 …

 

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9 x 7 oder „Mit der Hand geangelt“?

Kaetzchen 2

Die Aufschrift auf der Thunfischdose weckt meine Aufmerksamkeit. Bilder von einem einsamen Angler auf seinem Boot entstehen vor meinem Auge. Nach tagelangem Warten hat endlich ein Thunfisch gebissen. Und dieser Thunfisch befindet sich jetzt verteilt in einem Berg von Dosen, die sich vor mir im Biosupermarkt stapeln.

Immerhin handelt es sich um ein Biolabel und die herstellende Firma hat auf der Verpackung einen Code aufgedruckt. Diese Ziffernfolge auf der Webseite des Produzenten eingegeben führt direkt auf die Malediven. Ich erfahre, wo genau der Fisch gefangen wurde und wie er aus dem Indischen Ozean nach Hamburg in den Supermarkt gekommen ist. Da ja niemand so recht glaubt, dass der Fisch mit der Hand geangelt ist, wurde Johannes aus der Produktionsabteilung auf die Malediven geschickt. Johannes hat Photos gemacht und eine Reportage geschrieben. Wir erfahren, dass es den Fischern gut geht und wir mit dem Kauf dieses Produktes nichts Böses tun.

Wir erfahren nichts darüber, wie es dem Fisch selber ergangen ist. Die Crew steht beim Angeln auf dem hinteren Deck. Das sehen wir auf einer Kinderzeichnung. Die Fische werden laut Johannes „im Sekundentakt“ ins Boot geworfen. Zwischendurch werden sie unter Deck „gebracht“. Klingt nach schonendem Umgang mit den Tieren. Später fährt das Boot mit vier Tonnen Fisch wieder in den Hafen und die Fische werden „fangfrisch verarbeitet“.

Die Geschichte ist mir ein wenig zu perfekt. Auf keinem der Photos in der Reportage ist Blut zu sehen. Kein Wort darüber, wie und zu welchem Zeitpunkt die Fische getötet werden. Es klingt mehr danach, als würden sich die Fische darauf freuen, auf diesem Weg in die Dose zu kommen. Und wir Konsumenten sollen uns doch bitte beim Essen keine Gedanken darüber machen über die Zeiten, wie der Fisch noch in seinem Familienverband lebte und schon gar nicht wie er gestorben ist.

...

Irgendwie passt hier ein Erlebnis, das ich gestern auf der Strasse hatte …

Ein kleiner Junge im Kinderwagen unternimmt den Versuch, mit der Hand zu angeln. Sein Feuchtgebiet heisst „Mund“. „Nimm sofort deine Hände aus dem Mund“ brüllt der Vater. Sohn denkt gar nicht daran. Vater brüllt noch lauter. Er zerrt fast schon in Panik sein Desinfektionsgeschirr aus einer Tasche. „Hemmele, willst du krank werden!? Erst mal Hände saubermachen!“ Hemmele gefällt das nicht – aber was soll er tun?

...

63

Eine Zahl, die mir gefällt.

9 x 7

...

Nach zwei Jahren heute mal wieder meine Tarotkarten aus der Schublade geholt. Die erste Karte „Genuss“. Beim Lesen des Textes fällt mir auf, dass eine Karte noch als Lesezeichen im Buch war und das Set somit nicht vollständig. Also das komplette Set neu gemischt und eine zweite Karte gezogen – „Reichtum“. Nach zwei Karten, die sich wie ein Haufen an Geschenken anfühlen, möchte ich es genau wissen. Ich ziehe eine dritte Karte: „Prinz der Scheiben“ ist nun wirklich der Hammer. Oder um es genauer zu sagen – alle drei Karten zusammen beeindrucken mich sehr. Nach dem, was sich mir durch das Tarot zurückspiegelt, scheine ich auf dem richtigen Weg zu sein – selbst wenn ich nicht so genau weiss, wo ich da eigentlich bin …

Übrigens habe ich keine dieser drei Karten jemals zuvor gezogen …

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Was hier so läuft …

Kaetzchen

Um es kurz zu machen – hier ist viel los! Jetzt habe ich endlich eine Arbeitsplatte und sitze in meiner Oficinita. „Oficina“ ist auf spanisch das Büro. Ein kleines Büro würde man im Deutschen vermutlich kaum „Büröchen“ nennen. Im Spanischen ist es jedoch eine Oficinita. Es handelt sich um einen kleinen Raum abgetrennt durch einen Gang von meinem Wohnhaus.

Auch Eylin zieht Schritt für Schritt in ihr neues Haus ein, das vor zwei Wochen fertig geworden ist. Sie wohnt jetzt also immer mehr unter dem Dach, was auf dem Photo im Beitrag vom 08. Februar im Rohbau zu sehen ist. 

Natürlich geht das mit den Bauarbeiten hier noch weiter, aber zumindest haben wir jetzt mal eine Zäsur und es stehen nicht jeden Morgen um 9 die Handwerker vor der Tür.

Ich nutze die Gelegenheit und komme für ein paar Wochen nach Hamburg. Sommer passt ja ganz gut. Alles etwas entspannter. Da werden die Ketten auch in Deutschland mal ein wenig gelockert. Brauchen ja alle mal ein wenig Urlaub …

El Hierro ist ganz schön fordernd. Das spüre auch ich. In den vergangenen Monaten wurde meine Hautoberfläche zu einer an allen möglichen Stellen eruptierenden Vulkanlandschaft. Ärzte nennen so etwas Neurodermitis. Dieses Thema begleitet mich seit meinem 15. Lebensjahr, mal mehr und mal weniger. Allerdings habe ich es in so einer extremen Form schon seit 30 Jahren nicht mehr erlebt.

Und dabei befinde ich mich in einer für Neurodermitiker idealen Klimazone. Sonne und Salzwasser sollen Wunder wirken. Bei mir scheint das nicht so zu sein.

Einen Hautarzt gibt es auf der Insel nicht. Ist ja auch eine kleine Insel. Und dafür nach Tenerifa zu fahren ist mir zu aufwändig, zumal ich eh nicht recht daran glaube, für eine Behandlung der Krankheit eine Lösung zu finden. Ausprobiert habe ich schon alles, was mir aus der Naturapotheke so einfällt. Leider nur mit geringer oder kurzzeitiger Wirkung. Ich kann mich also nur um Linderung bemühen, wenn es zu arg wird.

Aber ich kenne das schon aus vergangenen Eruptionsphasen – es gibt kein Mittel, ausser dem Weg mit dem, was da im Körper passiert, zu gehen und es zu akzeptieren. Und irgendwann verschwindet die Krankheit und ich werde mich dann vermutlich fragen, ob ich denn die Woche davor Neurodermitis hatte?

Aktuell beeinflusst mich das Thema im Alltag allerdings sehr, denn es juckt. Das führt u.a. auch zu längeren schlaflosen Phasen in den Nächten. Bin gespannt was ein paar Menschen in Hamburg zu diesem Thema sagen werden, die ich dazu gerne konsultieren möchte.

Das ist eben El Hierro. Diese Insel hat durch ihren direkten Kontakt zum Erdinneren eine enorme Wirkung auf alle Lebewesen, die sich auf ihr aufhalten. Da werden aus den Untiefen des einzelnen Menschen Aspekte nach aussen befördert, mit denen viele niemals gerechnet haben. Jetzt mal abgesehen davon, dass es kein einfacher Weg ist, sich das was auf körperlicher Ebene passiert ins Bewusstsein zu bringen. Aber es ist das, was wir in unseren Videos als den therapeutischen Aspekt dieser Insel bezeichnen. Und es ist nicht leicht, mit manchen dieser Prozesse zu leben.

Es gibt aber noch andere Dinge, weshalb ich in den vergangenen Wochen wenig zum Schreiben gekommen bin. Ich befinde mich seit knapp zwei Jahren in einem Streit bezüglich der Rechte an einer ganzen Reihe von musikalischen Werken. Ich bin zwar ein streitbarer Mensch, aber ich mag es nicht, wenn ich zum Streiten gezwungen werde. Letztendlich habe ich sowieso den Eindruck, dass es bei der aktuellen Auseinandersetzung weniger um die Rechte an der Musik, als um einen Vergeltungsfeldzug einer Frau gegen ihren ehemaligen Lover geht. Dummerweise stehe ich genau zwischen den beiden. Da mir die Wahrnehmung der Rechte vor vielen Jahren übertragen wurde, bin ich Zielscheibe des Angriffs. Diese Auseinandersetzung geht über mehrere Kontinente und unter Einschaltung  von Anwälten, die sehr viel Geld kosten. Immerhin haben die Anwälte es jetzt geschafft, dass es zu einem aussergerichtlichen Vergleich gekommen ist. Dazu gehört aber auch, dass ich bis Mitte dieses Monats eine Menge Material liefern muss, wofür ich täglich stundenlang mit der Analyse von Datenbanken beschäftigt bin. Denn natürlich werde ich nur liefern, was ich laut Vergleichsvereinbarung liefern muss. Und keinen Titel mehr. Aber das verlangt, in riesigen Datenbanken ganz genau hinzuschauen. Aber immerhin gibt es diesen Vergleich, denn eine gerichtliche Auseinandersetzung hätte auf Grund der Komplexität der Materie viele viele Jahre gedauert und niemanden reich gemacht ausser den beteiligten Anwälten.

Vor einer Woche waren wir mit unseren beiden Autos beim TÜV. Leider wurden beide Autos erst einmal aus dem Verkehr gezogen. Deshalb durfte ich der Tage einige Stunden in der Werkstatt verbringen. Dort habe ich auch das kleine Kätzchen getroffen, das sich mit seinem Projekt, die Schiebetür zu bewegen, sichtlich übernommen hat …

 

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Impressionen aus Hamburg

Hamburg Wells

In den Morgenstunden schiebt sich eine Armada von LKWs durch die engen Straßen. Da gibt es einen Wagen für Altpapier, einen für Plastik, einen für die Biotonne, einen exklusiv für Glas, einen anderen exklusiv für Altpapier aus Gewerbebetrieben. Natürlich gibt es auch Wagen für Altpapier und Glas von Normalbürgern. Es gibt einen LKW für Restmüll der Haushalte und einen für Müll von der Straße. Dazu pusten heulende Geräte Müll auf die Straße. Ein kleineres Fahrzeug fährt die Gehwege ab und erledigt ebenso Arbeiten, für die es früher Besen gab. Ein LKW bestückt mit runden Besen fegt den Müll von der Straße. Rückwärts fahrende LKWs signalisteren durch ein akustisches Intervallsignal, daß alles was hinter ihnen ist bei Nichtbeachtung plattgefahren wird. Es ist ein Konzert aus Hupen, Jaulen und Piepen untermalt von permanent laufenden Motoren.

Am Bahnhof Altona werden von der Bürgerinitiative „Prellbock“ Flugblätter verteilt. Es gibt noch Menschen, die analog kommunizieren. Das beeindruckt mich und erinnert auch ein wenig an vergangene Zeiten.
Wobei die analoge Kommunikation ja durchaus Zukunft hat, wenn man bedenkt, daß im digitalen Bereich immer mehr eine Regel durchgesetzt wird: Wer nicht die Meinung der Herrschenden vertritt, bleibt bei den fälschlicherweise mit dem Begriff „social media“ versehenen Plattformen draußen vor. Und es kann einem in Zukunft passieren, daß der Zugang zum eigenen Laptop mit Betriebsystem Microsoft verschlossen bleibt. Denn diese Firma kann nach ihren in diesen Tagen in Kraft tretenden Nutzungsbedingungen jeden vom Zugang zu seinen eigenen Daten ausschließen, der gegen „die Richtlinien“ dieses Konzerns verstößt. Wie so eine Befolgung der „Richtlinien“ gehandhabt wird, haben wir bei anderen digitalen Playern in den letzten Jahren erfahren dürfen.
Zurück zum Bahnhof Altona. Der soll stillgelegt werden. Der ganze Zugverkehr soll in ein paar Jahren über den Bahnhof Diebsteich laufen, der wie geplant schon jetzt viel zu klein für das zu erwartende Verkehrsaufkommen ist. Man arbeitet ja auch mit Plänen, die mehr als ein Jahrzehnt alt sind. Nebenbei soll dann noch die S-Bahn unterirdisch werden, um mehr freie Schienen über der Erde zu haben. Damit wäre die gesamte Hamburger Innenstadt für die kommenden Jahre eine Baustelle.

Naja, eine Baustelle ist Hamburg eh schon. Da es keine Planung für eine reale Wende in der Mobilität gibt, wird seit Jahrzehnten nur noch gebaut. Weniger Staus als vor 20 oder 30 Jahren gibt es für meinen Eindruck nicht - trotz progressiver Versiegelung der Landschaft durch Beton in Form von zusätzlichen Fahrspuren und neuen Autobahnen.

Mein Weg führt durch immer eintöniger werdende Straßen in Ottensen. Der Bäcker ist weg, das Haushaltswarengeschäft, der Schuster. Kurz vor dem Markt treffe ich auf einen Stand der Partei der Selbstgerechten. Mitten in der Fußgängerzone organisieren deren Mitglieder Spielangebote für Kinder. Anderwo liefern sie Waffen mit denen Kinder und deren Eltern umgebracht werden.

Der Wochenmarkt in Ottensen war noch nie sehr günstig, aber jetzt ist er noch teurer geworden. Das ist auch nicht verwunderlich bei einer Politik, die sich seit Jahrzehnten darum kümmert, Menschen die eigenverantwortlich wirtschaften, zur Aufgabe zu zwingen. In Hamburg kostet die Kilowattstunde Strom für Markthändler mehr als 90 cent! Zusätzlich müssen diese Leute Standgebühren bezahlen, sich teure neue mit der Kasse gekoppelte Elektrowaagen anschaffen, Kreditkarten und jedes Jahr jede Menge neuer Vorschriften akzeptieren. Wie soll denn ein kleiner landwirtschaftlicher Betrieb unter diesen Bedingungen und in diesem exzessiv wachsenden bürokratischen Wust überleben? Ich frage mich seit langem, wieso Bauern, die aus ihrem eigenen Anbau verkaufen, ÜBERHAUPT Abgaben (inkl. Steuern) zahlen müssen. Sie sollten eigentlich Geld dafür bekommen, daß sie auf einem Markt zur Bereicherung des Stadtlebens und für eine gesundere Ernährung beitragen.

Seit den 90er Jahren gibt es in Deutschland eine sich immer mehr verstärkende Schickanierung von Menschen, die auf eigene Rechnung arbeiten. Den ersten großen Schlag erlebte ich selber mit der Einführung eines Strafbestands namens  „Scheinselbstständigkeit“. Irgendwie habe ich damals noch daran geglaubt, dass sich hierdurch zumindest an der Ausbeutung von Menschen bei Kurier- und Lieferdiensten und dem Dauerstress bei diesen Jobs etwas ändern würde. Gar nichts hat sich geändert. Aber Menschen wie ich, die null Interesse an Arbeitsverträgen, festen Arbeitszeiten und Urlaubsregelungen hatten, wurden damals ihrer Lebensgrundlage beraubt. Dazu kam die Zwangsmitgliedschaft in vollkommen überteuerten deutschen Krankenkassen. Ein Notausgang, sich bei wesentlich günstigeren ausländischen Anbietern zu versichern, wurde gesetzlich verboten. (Aber als „Versicherung“ ist eine deutsche Krankenkasse eh nicht zu bezeichnen, da es sich eher um Institutionen handelt, die Gelder für Pharmaunternehmen und andere Konzerne eintreiben soll, die mit Gesundheit als Ware handeln.) Und es gibt den exzessiv wachsenden Wust von bürokratischen Vorschriften, deren Aufwand für einen Einzelunternehmer oder eine kleine Firma nicht zu wuppen ist. Ich weiß wovon ich rede, da ich jahrzehntelang Einzelunternehmer und Selbstständiger gewesen bin und in meinem Umfeld zugesehen habe, wie einer nach dem anderen das Handtuch geworfen hat. Ich auch …

Das kommt so alles hoch, wenn ich in Hamburg bin. Dazu eine Wut auf die Verlogenheit dieses Systems und die vielen Menschen, die daran glauben und es unterstützen. Auf dem Rückweg vom Markt komme ich an einem Kiosk vorbei, wo Menschen Dinge lassen, die sie nicht mehr brauchen. Und andere nehmen diese Dinge mit. Das Buch von H.G. Wells stand genau so da, wie es auf dem Foto zu sehen ist. Eine spannende Erzählung, dieses „Land der Blinden“. Sie spielt in einem unzugänglichen Tal der ecuadorianischen Anden, in dem die Menschen durch eine Krankheit ihres Augenlichts beraubt wurden und seit 15 Generationen ohne Licht leben. Ob der Sehende, der durch einen Unfall an diesen Ort verschlagen wird, nun mit Augenlicht besser dran ist, bleibt nach der Lektüre eine offene Frage.

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